Der Schweizer Pharma-Riese Roche will in diesem Jahr mehr in Forschung und Entwicklung investieren: »Wir erhöhen unsere Ausgaben im niedrigen einstelligen Prozentbereich auf knapp 15 Milliarden Franken«, sagte der neue Roche-Chef Thomas Schinecker in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit den Schweizer Tamedia-Titeln. Für 2023 werde es zudem »sicher nicht« zu einem Stellenabbau kommen. Es würden gar Stellen aufgebaut. »Wir werden uns im digitalen Bereich weiter verstärken. Und in der Forschung suchen wir immer nach den weltweit besten Talenten.«
Trotz Wegfalls der Einnahmen mit Corona-Medikamente und abgelaufenen Patentschutzes von drei Krebstherapien werde es auch keine Sparprogramme geben. »Der Gewinn wird im gleichen Maß zurückgehen wie der Umsatz, das heißt, wir können unsere Gewinnmarge halten«, sagte Schinecker.
Die Gewinnmarge von 42,1 Prozent von Roches Pharmasparte sei trotz steigender Gesundheitskosten gerechtfertigt. Sein Konzern trage hohe Risiken, so Schinecker. »Nur eines von zehn Medikamenten kommt zum Patienten, die anderen fallen in der Forschung durch. Die Entwicklungskosten für ein neues Medikament betragen im Branchenschnitt 2,6 Milliarden Franken. Zwei Drittel der Kosten fallen vor der klinischen Phase an.«
Schinecker, der seit Mittwoch den Pharmakonzern leitet, will ein Augenmerk auf die Labor-Informatik legen: »Wir arbeiten an Algorithmen, die verschiedene Daten von Patientinnen und Patienten kombinieren - und der Ärztin im Spital oder der Praxis per künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen Hilfestellung geben für Diagnose und Therapie.« Zurzeit verdopple sich rund alle 80 Tage das Wissen in der Biologie. »Kein Mensch kann da die neuesten Publikationen kennen. Die IT schafft das aber, die Algorithmen verbessern sich konstant.«
Trotz des sich verändernden steuerlichen Umfelds in der Schweiz und im Ausland wolle Roche in der Schweiz bleiben. Von Subventionen halte das Unternehmen nichts. »Wir sind ein Schweizer Unternehmen und wollen das auch bleiben«, sagte Schinecker. Aber: »Es ist definitiv so, dass andere Länder momentan wollen, dass wir bei ihnen mehr Produktion und Entwicklung aufbauen.«
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