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Regierung lobt ihre Windkraft-Task Force

Baden-Württemberg hinkt beim Ausbau der Windkraft noch hinterher. Ausgerechnet im grünen Musterland. Eine Task Force sollte Schwung in die Sache bringen. Das sei gelungen, sagt Regierungschef Winfried Kretschmann. Die Branche ist da skeptischer.

Windkraft
Ein Strommast steht in einem Windpark. Foto: Marcus Brandt
Ein Strommast steht in einem Windpark.
Foto: Marcus Brandt

Baden-Württemberg und die meisten anderen Bundesländer hinken beim Ausbau der Windkraft zwar deutlich hinter ihren Zielen hinterher. Dennoch sieht Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Land durch die Arbeit der sogenannten Task Force auf einem guten Weg. Mehr noch: Seiner Meinung nach könnte die 2021 eingerichtete Projektgruppe, die Vorschläge für eine deutlich kürzere Planungs- und Genehmigungsdauer für Windräder machen sollte, als Vorbild dienen. »Das kann durchaus eine Blaupause sein für andere Infrastrukturprojekte«, sagte der Regierungschef am Dienstag in Stuttgart.

Die Task Force habe erfolgreiche Vorschläge gemacht und gute Arbeit geleistet, sagten Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker (beide Grüne). Es sei gelungen, die Dauer einer Genehmigung für ein Windrad von einst sieben Jahren zu halbieren, außerdem würden deutlich mehr Flächen für die Windenergie bereitgestellt. »Der Wind hat sich deutlich gedreht«, sagte Walker. Die Kommunen seien sehr interessiert, Hunderte von Anlagen seien »in der Pipeline«.

Der Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne ist eines der zentralen Ziele der Ampel-Regierung im Bund - um Klimaziele zu erreichen und weniger abhängig von fossilen Energien wie russischem Gas zu werden. Bis 2030 sollen nach Plänen von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen, bis 2035 sollen es fast 100 Prozent sein.

In Baden-Württemberg hat sich die grün-schwarze Koalition zum Ziel gesetzt, bis 2025 mindestens zwei Prozent der Landesfläche für Freiflächen-Photovoltaik und Windkraft zu reservieren. Bis 2040 soll der Südwesten klimaneutral werden. Klimaneutralität bedeutet, dass nur noch so viele Treibhausgase ausgestoßen werden dürfen, wie wieder gebunden werden können.

Die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg zeigt sich zurückhaltender als die Regierung. Die Task Force habe zwar viel angestoßen. Wie erfolgreich sie gewesen sei, werde sich aber an den Zahlen neuer Anlagen der kommenden Jahre messen, sagte der Vorsitzende des Branchenverbands, Jörg Dürr-Pucher. »Gerade der viel besungene Rückenwind für die Windenergie bleibt bisher leider aus«, kritisierte er.

Im laufenden Jahr wurden laut Walker nur 5 neue Windenergieanlagen in Betrieb genommen, 17 weitere seien bislang neu genehmigt worden, 110 Genehmigungsverfahren liefen derzeit. »Es liegt in der Natur der Sache, dass es am Anfang noch ein bisschen zäh ist«, warb sie um Geduld. Kretschmann nannte am Dienstag rund 100 gebaute Windräder als Zielvorgabe für das Jahr 2025. Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag heißt es dagegen - wenngleich wenig konkret -, es sollten die Voraussetzungen geschaffen werden für den Bau von bis zu 1000 neuen Windkraftanlagen im Land.

Die Plattform Erneuerbare Energien forderte unter anderem weitere Änderungen beim Schutz des Auerhuhns, beim Denkmalschutz und dem Luftverkehr, aber auch bei den Netzanschlüssen. Sonst werde der Ausbau der Windenergie blockiert, sagte Dürr-Pucher. Naturschützer sehen das anders: Bei der Energiewende dürfe der Natur- und Artenschutz nicht unter die Räder kommen, sagte Sylvia Pilarsky-Grosch, die Landesvorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) Baden-Württemberg. »Eine intakte Natur ist zur Sicherung unserer Lebensgrundlagen ebenso wichtig wie ein möglichst stabiles Klimasystem.«

© dpa-infocom, dpa:230613-99-39582/3