Rein punktetechnisch war das erste Heim-Remis von RB Leipzig in dieser Bundesliga-Saison mit Blick auf die Champions-League-Qualifikation ein Rückschritt. Der Flachschuss von Angeliño in der 90. Minute zum 1:1 (0:1) gegen den SC Freiburg wirkte aber auch wie eine Erlösung. So bleiben die Sachsen mit 41 Zählern punktgleich vor den Breisgauern auf Rang vier und haben die Königsklasse weiter fest im Visier. Das passt auch zur Ausrichtung von RB-Vorstandschef Oliver Mintzlaff, der am Samstag vor dem Freiburg-Spiel die Mitglieder und Förderer seines Clubs informierte und eine »internationale Ausrichtung« forcieren möchte.
Dafür wolle er die sportliche Struktur nach der Ära Ralf Rangnick noch weiter ausbauen. Mintzlaff könne sich plötzlich nicht nur einen Sportdirektor, sondern auch noch einen übergeordneten Sportchef vorstellen. »Nennen wir es Head of Sport«, meinte der RB-Boss in einer Medienrunde am Samstag und betonte: »Wir merken, dass es viele Aufgaben und Herausforderungen im Sport gibt, dass wir in allen Bereichen besser werden wollen, dass es viele kleine Stellschrauben gibt.« Bis zum Trainingslager im Juli soll die neue Struktur fix sein. Ursprünglich wollte Mintzlaff die Sportdirektor-Personalie schon im März verkünden. Das wolle er nochmal überdenken.
Auf jeden Fall soll die Person »ein Gesicht des Vereins« werden, mit viel Erfahrung und Renommee. »Aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass wir aktuell im sportlichen Bereich lost sind. Wir haben gerade so viel Ruhe wie selten«, sagte Mintzlaff und gestand nach der schwachen Hinrunde ein: »Dass ich auf die Schnauze kriege, war auch berechtigt - darum geht es nicht. Aber das alles in Schutt und Asche geredet wurde, hat das Team gut weggesteckt und nicht verdient«, sagte Mintzlaff.
Zudem plant der RB-Boss den Neubau der Geschäftsstelle in der Nähe der Trainingsakademie am Cottaweg. Man habe sich unter fünf Architektenvorschlägen für einen entschieden. »Wir haben das der Mitgliederversammlung vorgestellt. Der Baubeginn ist Anfang nächsten Jahres geplant. Der Bauzeitraum liegt bei 18 bis 24 Monaten.«
Für Tedesco und das Team heißt es nach dem Remis gegen Freiburg durchatmen. »Wir kommen aus vier Auswärtsspielen, hatten extreme Strapazen«, sagte der Trainer und fügte vor dem nächsten Auswärtsspiel am kommenden Sonntag (19.30 Uhr) bei Greuther Fürth an: »Die Jungs haben jetzt ein paar freie Tage, das wird ihnen nach anstrengenden Englischen Wochen ganz gut tun.« Die Köpfe sollen wieder frei werden. Gegen die Breisgauer hatten die Leipziger kaum kreative Lösungen. »Es fehlte die zündende Idee, der Geistesblitz im letzten Drittel«, meinte Lukas Klostermann.
Tedesco hatte nach dem Direktduell im Kampf um die Champions-League-Plätze gemischte Gefühle: »Wir sind froh über den Punkt. Aber es ist ein Witz, dass wir die erste Halbzeit zurücklagen. Gefühlt hatten wir 90 Prozent Ballbesitz, lassen nichts zu. Mit dem ersten Torschuss und zweimal Flipper liegst du plötzlich zurück, das ist ärgerlich.« Zur detaillierten Kritik angesichts der ideenlosen Offensivleistung wollte er nicht ansetzen: »Das einzige, was ich heute zu kritisieren habe, ist, dass wir das Spiel nicht gewinnen und nicht noch das zweite Tor machen.«
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