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Razzia gegen illegales Geldsystem Hawala

Geld wird in manchen Ländern ohne Banken hin und her überwiesen. Auch Kriminelle nutzen dieses System. Auf die Spur einer dieser internationalen Finanzringe kam die Polizei durch Hinweise aus den USA zu Drogengeschäften.

Absperrbänder
Absperrbänder der Polizei hängen bei einer Razzia vor einem Juwelier. Foto: Christoph Reichwein
Absperrbänder der Polizei hängen bei einer Razzia vor einem Juwelier.
Foto: Christoph Reichwein

Hawala heißt das System, das in muslimischen Ländern zum Überweisen von Geld außerhalb des staatlich genehmigten Finanzwesens weit verbreitet ist. In Deutschland ist es verboten - wird aber trotzdem genutzt, oft auch von Kriminellen, um Geldflüsse zu vertuschen. Mit einer großen Razzia in sechs Bundesländern gingen Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch gegen eines dieser Hawala-Netzwerke vor, wie das Bundeskriminalamt (BKA) und die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mitteilten. Es ging um Geldflüsse zwischen Deutschland und dem Libanon. Rund 700 Polizisten waren insgesamt im Einsatz, Schwerpunkt der Razzia war in Berlin.

Die Ermittlungen richteten sich gegen 32 Verdächtige im Alter zwischen 22 und 59 Jahren, überwiegend Männer mit libanesischer Staatsangehörigkeit. Sechs von ihnen wurden mit Hilfe von Spezialeinheiten der Berliner Bereitschaftspolizei festgenommen. 14 Konten, Bargeld, Vermögenswerte in Höhe 1,9 Millionen Euro, eine Gewerbeimmobilie sowie zahlreiche Handys, Computer und andere Speichermedien wurden vorläufig beschlagnahmt.

Nach Angaben des BKA wurden 39 Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsräume durchsucht: in Berlin, Hamburg, Essen (Nordrhein-Westfalen), Mannheim (Baden-Württemberg), Haßloch (Rheinland-Pfalz) sowie Mittenwalde und Schönefeld (Brandenburg).

Hauptverdächtiger ist ein 46-jähriger Mann aus Berlin, der das Hawala-System betrieben haben soll. Seit November 2018 sollen rund 165 Millionen Euro bewegt worden sein. Der Mann soll zahlreichen Kunden die Möglichkeit von Geldüberweisungen gegen eine Provisionszahlung geboten haben. Dabei gehe es auch um den Verdacht, dass Geld aus kriminellen Geschäften »gewaschen« oder an weitere Kriminelle überwiesen wurden. Der 46-jährige soll die Geldflüsse zwischen den verschiedenen Ein- und Auszahlstellen in Deutschland und dem Libanon koordiniert haben.

Ein Kunde war laut den Ermittlungen ein 42-jähriger Autohändler, der gebrauchte Lkw aus Osteuropa nach Afrika verkauft haben soll. Das Geld aus den Verkäufen soll in den Libanon transferiert worden sein. Der Autohändler erhielt daraufhin von dem Betreiber des Hawala-Netzwerkes zwischen Januar 2019 und Juni 2020 mindestens 3,4 Millionen Euro Bargeld. Identifiziert worden seien auch drei weitere Verdächtige, die ein weiteres Hawala-System betrieben haben sollen, das für den Kauf der Lastwagen verwendet wurde. Die weiteren Verdächtigen sollen Zahlungsbüros betrieben haben, Geld eingesammelt oder als Kuriere transportiert haben.

Die Ermittlungen begannen laut Bundeskriminalamt (BKA) nach einem Hinweis der US-amerikanischen Drogenfahndungsbehörde DEA (Drug Enforcement Administration) im März 2018. Danach sollte ein Verdächtiger illegale Gewinne aus dem Kokain-Handel über ein derartiges System in legales Geld »gewaschen« und an Hintermänner im Ausland weitergeleitet haben.

Beteiligt an der Razzia waren neben dem BKA auch der Zoll, die Steuerfahndung und das Berliner Landeskriminalamt (LKA). In der Hauptstadt gab es Durchsuchungen einer ganzen Reihe von Wohnungen an diversen Orten in mehreren Bezirken, unter anderem in Neukölln und Wedding.

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