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Raus aus dem Beutel: Erste Hüpfer für das kleine Känguru in Stuttgart

Langsam wurde es eng für das Jungtier bei den Roten Riesenkängurus der Wilhelma in Stuttgart: Oft genug ragten die kräftigen Beine und der lange Schwanz aus dem mütterlichen Beutel hervor, weil sie kaum noch darin Platz fanden. In dieser Woche wagte der junge Hüpfer nun den Sprung aus der Kinderstube und lernt jetzt, endgültig auf eigenen Beinen zu stehen.

Känguru-Jungtier Wilhelma
Das Känguru-Jungtier, das im März in der Wilhelma zur Welt kam, hat den Sprung aus dem Beutel gewagt. Noch dicht an der Seite seiner Mutter ist der Kleine bei trockenem Wetter täglich auf der Außenanlage unterwegs. Fotos:
Das Känguru-Jungtier, das im März in der Wilhelma zur Welt kam, hat den Sprung aus dem Beutel gewagt. Noch dicht an der Seite seiner Mutter ist der Kleine bei trockenem Wetter täglich auf der Außenanlage unterwegs. Fotos:
STUTTGART. Gut behütet von Mutter Svenja ist das kleine Känguru in den vergangenen Monaten zu einem stattlichen jungen Männchen herangewachsen. Als es im März dieses Jahres zur Welt kam, war es nur so groß wie ein Daumennagel und wog gerade einmal ein Gramm. Die Geburt erfolgt bei den australischen Riesenkängurus meist ganz unbemerkt. Dass Känguruweibchen Svenja ihr erstes Jungtier bekommen hatte, war daher zunächst nur an dem wachsenden Umfang ihres Beutels zu erkennen. Darin versteckt – und damit direkt an der Milchquelle – verbrachte das Neugeborene die Anfangszeit, bevor es im August schließlich die ersten neugierigen Blicke nach draußen warf. Anfang Oktober folgte dann der nächste große Schritt in die Selbstständigkeit: Immer wieder verließ das Kängurukind für kleine Abstecher die kuschelige Mutterstube. »Die Ausflüge sind anfangs noch kurz«, erklärt Revierleiter Mario Rehmann. »Immer wenn es sich sicher fühlt, verlässt das Jungtier den Beutel, darf aber erst einmal wieder reinklettern.« Relativ schnell ist der Nachwuchs dann auch schon ganz allein unterwegs. »Mit dem Kleinen im Gepäck wird die Mutter zu unbeweglich. Müsste sie fliehen, würde sie ihn im Zweifel aus dem Beutel werfen. Daher merkt das Jungtier instinktiv, dass es einfach zu schwer wird.« Mit ein wenig Glück könnte in Svenjas Tragetasche zudem wieder der nächste Zögling heranwachsen. Denn kurz nachdem der letzte Nachwuchs den Beutel verlassen hat, gebären Känguruweibchen in der Regel erneut. Weil dann bereits das noch winzige, unterentwickelte Neugeborene gesäugt wird, darf das größere Jungtier nur noch den Kopf in die Kinderstube stecken. Bis es ein Jahr alt ist, kann es sich noch an einer Zitze bedienen. Gleichzeitig beginnt es auch, an Gras, Blättern und Rinde zu knabbern.

In der Gruppe kann das heranwachsende Rote Riesenkänguru im Zoologisch-Botanischen Garten noch bis zur Geschlechtsreife bleiben, die im Alter von etwa anderthalb Jahren eintritt. »Dann prägt sich bei den Männchen die namensgebende rote Fellfärbung aus«, berichtet Mario Rehmann. Die Tiere bilden in den Hautdrüsen im Brustbereich ein rotes Sekret, das sie in ihrem Fell verteilen. »Für unseren Kängurubock Pedro ist das dann das Zeichen, seinen Sohn aus dem Revier zu vertreiben, weil er ihn als Rivalen sieht.« Ein rötlicher Schimmer zeigt sich bei dem Kleinen zwar bereits, Pedros Interesse hat er aber noch nicht geweckt. Bis es so weit ist, kann der Halbstarke also unbeschwert seine Jugend in der Wilhelma genießen. Bei trockenem Wetter erkundet er täglich mit großen Sprüngen die Außenanlage. (pr)