Mit queersensiblen Pflegekräften und mit dem Anspruch eines Umfelds ohne Diskriminierungen hat ein Seniorenzentrum in Stuttgart neu eröffnet. Die ersten Bewohner und Bewohnerinnen sind bereits eingezogen, wie der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg mitteilte.
Als queer bezeichnen sich nicht-heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren. Im Stuttgarter Pflegeheim sollen vor allem Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intergeschlechtliche Menschen (LSBTIQ*) Akzeptanz und Offenheit erfahren.
»Wir haben zum Beispiel an unsere Toiletten nicht mehr Männer oder Damen geschrieben, bei uns steht einfach «WC» dran«, erklärt die Leiterin der Einrichtung, Skadi Zimborski. Zudem gibt es »Biografie-Bögen«, in denen Senioren unter anderem angeben können, ob sie lieber von einer Frau oder von einem Mann gepflegt werden wollen. Die Pflegekräfte selbst sollen speziell geschult werden. In den Kursen kann es beispielsweise um die Pflege von transsexuellen Menschen gehen.
Das Seniorenzentrum ist jedoch kein exklusiver Ort nur für queere Menschen. »Wir sind ein ganz normales Pflegeheim«, sagt der Geschäftsführer der Paritätischen Sozialdienste gGmbH (PASODI), Frank Ulrich. Im Heim solle der normale Querschnitt der Bevölkerung abgebildet werden.
Trotzdem ist den Verantwortlichen die Sichtbarkeit nach außen wichtig. Vor allem die Reaktionen haben dem Team gezeigt, dass LSBTIQ*-freundliche Altenpflege noch nicht als normal empfunden werde. »Diese positive Reaktion hat mich wirklich überrascht«, sagt der Geschäftsführer. Eine offene und diskriminierungsfreie Pflege sei für ihn aber »total normal«.
Das Konzept für das Seniorenzentrum haben Frank Ulrich und Skadi Zimborski vor einem Dreivierteljahr erarbeitet, als der Bau schon in vollem Gang war.
Das neue Seniorenzentrum hat 45 stationäre Plätze. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg beschäftigt 80.000 Hauptamtliche und 50.000 freiwillig Engagierte.
PM Der Paritätischen Baden-Württemberg
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