STUTTGART. Am 10. und 11. Oktober betritt die Landesmesse Stuttgart GmbH Neuland. Erstmals richtet sie auf ihrem Gelände eine Fachmesse und Konferenz für Quantentechnologie aus. Der Physik-Professor Joachim Ankerhold aus Ulm, in Personalunion auch Sprecher von Quantum BW, spricht von »einem Forum, das Forscher und industrielle Entwickler zusammenbringen soll«. Denn den Quanten gehört nach Ansicht der Experten und Organisatoren die Zukunft. »Sie werden unsere Welt nachhaltig verändern und Grundprinzipien der Physik auf den Prüfstand stellen«, meint Messechef Roland Bleinroth. Dr. Katrin Kobe von Bosch Quantum Sensing betont: »Wir dürfen die industrielle Anwendung nicht verschlafen.« Die Messe Quantum Effects könne dazu einen wichtigen Teil beitragen. In Europa seien bisher »wesentliche Fortschritte der Quantenphysik erzielt worden«. Dieser Vorteil dürfe aber nicht wie etwa bei der Solarbranche wieder leichtfertig verspielt werden.
Verbindung zwischen Gehirn und Computer
Im Rahmenprogramm der Quantum Effects sollen auch Schüler und Studenten für die Quantenphysik begeistert werden. Zudem wird parallel zur Messe die Erstausgabe der internationalen Konferenz für Quantentechnologie und Quantenwirtschaft vom weltweit führenden Netzwerk »Quantum Business Network (QBN)« organisiert. Ari Gomes Olivella von QBN sieht als Hauptaufgabe, funktionierende und unabhängige Lieferketten für die »schier endlosen Anwendungsmöglichkeiten der Quantentechnologie« aufzubauen.
Quanten
Die Quantentechnologie ist ein junges Gebiet der Ingenieurwissenschaften, das die Eigenschaften der Quantenmechanik nutzt. Quanten sind die kleinstmöglichen physikalischen Einheiten, etwa ein Atom. Das Grundprinzip der Quantensensorik: Um Atomkerne fliegen Elektronen, die sich wie ein Kreisel um sich selbst drehen. Durch diesen Spin bildet sich ein magnetischer Dipol um das Elektron, der von anderen magnetischen Feldern angezogen oder abgestoßen wird. So entsteht der kleinste Magnet der Welt.
Dazu zählt er die Luft- und Raumfahrt, Autoindustrie, Medizintechnik, Verteidigungstechnik, Pharmazie und Biotechnologie sowie die Energiewirtschaft und den Finanzsektor. Katrin Kobe sieht das größte Potenzial bei Gehirn-Computer-Schnittstellen (brain-computer-interface), die eine direkte Verbindung zwischen Gehirn und Computer ermöglichen. Die Einbindung der Gesellschaft in die Quantenphysik spielt dabei für Professor Jens Anders (Stuttgart) »eine zentrale Rolle«. Nur so könne die notwendige Akzeptanz für dieses Zukunftsfeld hergestellt werden. (GEA)