Bei einem Festakt am Samstag in Stuttgart hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die Leistung der Heimatvertriebenen beim Aufbau von Baden-Württemberg gewürdigt. Kretschmann sagte bereits vor der Veranstaltung zum 70-jährigen Bestehen des Bundes der Vertriebenen, das Jubiläum und das des Landes hingen eng zusammen. »Denn die Heimatvertriebenen haben bei der Volksabstimmung im Dezember 1951 nahezu geschlossen für den Südweststaat gestimmt.«
Sie hätten so den entscheidenden Ausschlag für die Gründung des Landes Baden-Württembergs wenige Monate später gegeben. »Die heimatvertriebenen Deutschen wollten in der neuen Heimat gute Staatsbürger sein.« Ähnlich äußerte sich auch Innenminister Thomas Strobl (CDU): »Unser Land hat von der Aufnahme der Vertriebenen und Flüchtlinge sehr profitiert.« Die Zuwanderung in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die rund ein Fünftel der Bevölkerung im Gebiet des heutigen Landes umfasste, sei ein Gewinn gewesen.
Vor 70 Jahren verschmolzen die drei Länder Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern. Während zuvor in einer Volksabstimmung fast alle Württemberger für den Südweststaat stimmten, hielt sich die Begeisterung vieler Badener in Grenzen.
Kretschmann erinnerte auch an das Leid der Vertriebenen. Der Grünen-Politiker sagte: »Unrecht ist und bleibt es, wenn unschuldige Frauen, Männer und Kinder willkürlich aus ihrer Heimat vertrieben, wenn sie enteignet oder ermordet werden.« Unrecht sei und bleibe es, wenn Menschen allein ihrer Volkszugehörigkeit wegen verfolgt, diskriminiert und an Leib und Seele bedroht werden.
Etwa 15 Millionen Deutsche verloren im Zweiten Weltkrieg durch Flucht und Vertreibung ihr Zuhause. In Stuttgart wurde auch die Charta der Heimatvertriebenen verkündet. Sie gilt als das Grundgesetz der deutschen Heimatvertriebenen. In ihrer Charta hatten diese am 5. August 1950 erklärt, auf Rache und Vergeltung zu verzichten und an der Schaffung eines friedlichen, freiheitlichen und geeinten Europas mitzuwirken.
Bund der Vertriebenen Baden-Württemberg
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