Steigende Einwohnerzahlen stellen Kommunen zunehmend vor Herausforderungen. Das betrifft insbesondere den Wohnungsmarkt, aber auch Einrichtungen wie Kitas und Pflegeheime. Bis zum Jahr 2040 wird die Bevölkerung in Baden-Württemberg einer Prognose zufolge auf mehr als 11,42 Millionen Menschen anwachsen. Das wären über 300.000 Personen oder 2,9 Prozent mehr als 2020, wie das Statistische Landesamt in Stuttgart am Dienstag mitteilte. Betroffen sind demnach alle 44 Stadt- und Landkreise im Südwesten.
Besonders hoch ist der vorhergesagte Bevölkerungszuwachs demzufolge in den Städten Heilbronn und Pforzheim mit 5,7 beziehungsweise 5,5 Prozent sowie im Landkreis Biberach mit 4,9 Prozent. Der geringste Anstieg von 0,1 Prozent wurde für Baden-Baden errechnet.
»Für Pforzheim ist es zunächst einmal eine große Chance, dass wir eine Stadt im Wachstum sind - und im Übrigen auch eine junge Stadt mit vergleichsweiser hoher Geburtenrate«, sagte Oberbürgermeister Peter Boch (CDU). »Deswegen setzen wir stark auf das Thema Wohnen.« In den vergangenen fünf Jahren seien pro Jahr 395 neue Wohnungen entstanden. »Wohnraum, für den es - wie die neue Prognose zeigt - auch einen dringenden Bedarf gibt«, sagte Boch.
Mit dem Bevölkerungswachstum seien auch Herausforderungen verbunden und schon spürbar, weil mehr Menschen als geplant Anspruch auf bestimmte Infrastrukturangebote hätten. »Hier möchte ich neben dem Thema Wohnen insbesondere die Schul- und Kitainfrastruktur nennen«, sagte Boch. »Perspektivisch könnte auch der Bedarf an Pflegeplätzen steigen. Insgesamt zeigt sich aber: Pforzheim ist attraktiv.«
In Heilbronn führt man das Wachstum laut einer Sprecherin vor allem auf die Stadt als attraktiven Wirtschafts- und Ausbildungsstandort zurück. Die Stadt reagiere darauf mit der ständigen Nachsteuerung bei Kitas und Schulen. Zudem forciere Heilbronn den Wohnungsbau.
Für die Berechnung haben sich die Fachleute unter anderem die Zahl der Geburten und Sterbefälle angeschaut sowie die Zuwächse in den Jahren 2017 bis 2020. Diese Entwicklung werde dann jeweils fortgeschrieben, erklärte Elisabeth Glück vom Landesamt.
Nicht berücksichtigt werden könnten regionale Details - wenn zum Beispiel Wohngebiete neu ausgeschrieben werden oder wenn sich in einer Region ein großer Arbeitgeber ansiedeln will oder ein anderer schließt. Auch Bevölkerungszuwächse infolge des Kriegs in der Ukraine spielten in der Vorhersage keine Rolle, erläuterte Glück. Je weiter die Prognose in die Zukunft reicht, desto unsicherer werde sie somit.
Die Bevölkerung wird der Prognose zufolge auch älter: Mit einem Durchschnittsalter von 48 Jahren dürften 2040 in Baden-Baden die ältesten Menschen leben im Vergleich zu den anderen Stadt- und Landkreisen. Das liege vor allem daran, dass der Stadtkreis schon 2020 mit 47,2 Jahren den höchsten Altersdurchschnitt hatte. Die Experten gehen also von einem Anstieg um nur 0,8 Jahre aus. Hingegen seien es im Landkreis Biberach 2,8 Jahre mehr - also dann 45,6 Jahre.
Aktuelle Eckdaten zur Bevölkerung
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