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Personalmangel treibt den Krankenstand im Land hoch

Fallen Kollegen aus, wächst der Stress für diejenigen, die noch arbeiten - oft auf Kosten ihrer Gesundheit. Personalmangel treibt den Krankenstand hoch, warnt eine Krankenkasse. Und legt nach einer Umfrage Zahlen vor.

Arbeitsplatz
Ein Mann arbeitet am Computer in einem Büro mit zahlreichen Arbeitsplätzen. Foto: Sebastian Gollnow
Ein Mann arbeitet am Computer in einem Büro mit zahlreichen Arbeitsplätzen.
Foto: Sebastian Gollnow

STUTTGART. Wenn die Kollegin krank ist, der Assistent in Elternteilzeit oder die Stelle des Abteilungsleiters seit längerem nicht neu besetzt, dann kann das auf die Gesundheit von Mitarbeitern schlagen. Nach neuen Zahlen der Krankenkasse DAK-Gesundheit erlebt fast jeder zweite Mensch in Baden-Württemberg (42 Prozent) regelmäßig Personalmangel im Job, nur 12 Prozent sind nicht von Engpässen betroffen. Weil Betroffene oft über Beschwerden wie Erschöpfung oder Kopfschmerzen klagen, warnt die Kasse vor größeren gesundheitlichen Risiken in Jobs, in denen das Personal oft knapp wird. Die DAK spricht von einem »Teufelskreis« und verweist auf Zahlen aus dem diesjährigen DAK-Gesundheitsreport.

Nicht alle Berufsgruppen seien vom Krankenstand durch Personalengpässe gleich betroffen, bei einigen liege er auch höher als im Landesdurchschnitt. Laut Report ist die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer »erschöpft«, viele leiden demnach unter Beschwerden wie Kopfschmerzen. »71 Prozent der Beschäftigten mit regelmäßigem Personalmangel im Job haben in den vergangenen Monaten auch krank gearbeitet«, teilte die DAK-Gesundheit mit.

Deren Landeschef Siegfried Euerle mahnte, die Ergebnisse der Umfrage müssten ein »Weckruf« sein. Stress und Belastungen durch Personalengpässe könnten den Krankenstand hochtreiben, dadurch nähmen die Fehltage zu und die Situation verschärfe sich. »So droht ein Teufelskreis, der durchbrochen werden muss«, sagte Euerle. Möglich sei dies zum Beispiel durch ein besseres Gesundheitsmanagement in den Unternehmen. »Arbeit muss so organisiert werden, dass die Beschäftigten auch bei einer dünnen Personaldecke die Chance haben, gesund zu bleiben«, sagte Euerle.

Für den Gesundheitsreport wurden laut DAK die Daten von rund 274.000 arbeitenden DAK-Versicherten in Baden-Württemberg im Alter zwischen 18 und 65 Jahren ausgewertet. Es seien zudem 1000 erwerbstätige Männer und Frauen repräsentativ durch das Forsa-Institut befragt worden, teilte die Krankenkasse mit.

Von Krankheiten betroffen sind vor allem die Berufsgruppen mit der größten Personalnot. In einem Jahr, in dem der Krankenstand im Südwesten ohnehin den höchsten Wert seit 25 Jahren erreicht habe, liege er in diesen Gruppen noch deutlich über dem landesweiten Berufe-Durchschnitt von 4,7 Prozent - im Schnitt waren also an jedem Tag des Jahres 47 von 1000 Beschäftigten krankgeschrieben. Bei den Beschäftigten, die Fahrzeuge fahren, betrug der Stand laut DAK 6,5 Prozent, in der Kinderbetreuung 5,8 Prozent und in der Krankenpflege 5,4 Prozent.

Betroffene ständen dort vor allem unter starkem Termin- und Leistungsdruck, Überstunden häuften sich, Pausen würden versäumt. »Wer regelmäßig Personalmangel erlebt, kann in der Freizeit oft nicht abschalten, verzichtet auf Sport und findet wenig Zeit für Hobbys, Familie und Freunde«, warnte die DAK.

Etwa jeder zweite Befragte, der unter Personalmangel leide, sei ständig müde und erschöpft. Jeder Dritte könne nicht richtig schlafen, viele hätten Rücken- und etwa jeder Fünfte Kopfschmerzen. Eine Folge: Viele Männer und Frauen ziehen die Notbremse, 6 Prozent haben ihre Arbeitszeit reduziert, weitere 17 Prozent spielen mit diesem Gedanken, wie die DAK nach eigenen Versichertendaten ermittelt hat. »Diejenigen, die bleiben, neigen verstärkt zu Präsentismus, indem sie auch bei Krankheit arbeiten«, teilte die DAK mit. »Je ausgeprägter der Personalmangel ist, desto häufiger zeigt sich dieses Verhalten.«

DAK-Gesundheitsreport Baden-Württemberg

© dpa-infocom, dpa:230529-99-864253/2