So kann man sich irren. Vor der Partie seines FC St. Pauli beim SV Sandhausen hatte Trainer Fabian Hürzeler vor »einem der schwierigsten Auswärtsspiele« in der 2. Fußball-Bundesliga gewarnt. Seine Rekordjäger belehrten ihn eines Besseren: Mit dem mühelosen 5:0 (4:0) feierte seine Mannschaft am Sonntag den achten Sieg nacheinander und verbesserte unmittelbar vor der Länderspiel-Pause nebenbei eine 48 Jahre alten Club-Bestmarke.
»Meine Mannschaft hat das sehr, sehr gut gemacht«, sagte der 30 Jahre alte Trainer dem TV-Sender Sky. Hürzeler wäre aber nicht Hürzeler, wenn er sich von der Siegesserie blenden ließe. »Wir versuchen, nicht abzuheben, sondern wissen, wo wir herkommen.« Es sei immer noch ein Prozess, »den wir gehen können. Klar hat heute viel funktioniert, ist viel für uns gelaufen. Ich glaube aber, die Spiele vorher haben schon gezeigt, dass wir lange noch nicht fertig sind mit unserer Entwicklung.«
Durch den Sieg beim Tabellenletzten kletterten die Norddeutschen auf Rang fünf und liegen nach dem 25. Spieltag nur noch acht Punkte hinter dem Stadtrivalen Hamburger SV auf dem Aufstiegsrelegationsplatz drei. »Die Lücke zu Platz drei ist immer noch groß«, sagte Co-Kapitän und Doppel-Torschütze Jackson Irvine. Abwehrchef Eric Smith ist dennoch überzeugt: »Wenn wir so spielen, sind wir nur schwer zu schlagen.«
Nimmt man die ersten 30 Minuten als Maßstab, hat er recht. In der komplett einseitigen Partie brachten Manolis Saliakas (19.), Lukas Daschner (24.) und Oladapo Afolayan (25.) ihre Mannschaft binnen sechs Minuten klar in Führung. Sandhausens Alexander Esswein sah in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit nach einem überharten Einsteigen gegen Afolayan die Rote Karte. Den anschließenden Freistoß durch Leart Paqarada krönte Irvine mit dem vierten Treffer für die Gäste. Nach fünf Kopfball-Toren traf der Australier erstmals in dieser Saison mit dem Fuß.
Auch nach der Pause spielte nur der FC St. Pauli. Das Team des jungen Trainers Fabian Hürzeler versäumte es aber in Überzahl lange Zeit, mit letzter Konsequenz den Vorsprung auszubauen. Kurz vor dem Ende war dann erneut Irvine zur Stelle, der traf - erneut mit dem Fuß. »Wir wollen weiter Spiele gewinnen. Das hört sich leicht an, ist es aber nicht«, sagte der Mittelfeldmann und hörte sich an wie sein Trainer: »Nach jedem gewonnenen Spiel wird das nächste Spiel noch schwieriger.«
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