Bunter Ausnahmezustand: Die schwäbisch-alemannische Fastnacht hat am Donnerstag Fahrt aufgenommen. In zahlreichen Städten und Gemeinden im Ländle läuteten die Mäschgerle das närrische Treiben und damit auch die heiße Phase der Fastnacht ein.
In Konstanz am Bodensee wurde der »Schmotzige Dunschtig« oder der »Gumpige« Donnerstag mit Musik, Glocken und Rätschen eingeläutet. Dort hieß es schon um 6.00 Uhr: Narrenwecken. Bis in den Abend standen Schulbefreiungen, das Narrenbaumstellen und Umzüge auf dem Programm.
Die Polizei sprach von einem friedlichen Fest. »Wenn's so bleibt, wären wir zufrieden«, sagte eine Polizeisprecherin in Konstanz. Und auch die Polizei in Ravensburg zog eine positive Zwischenbilanz.
Bundesweit ist der Tag als Altweiberfastnacht bekannt. Sechs Tage lang - bis Aschermittwoch - übernehmen in den Hochburgen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht die Narren das Regiment.
Das Wort »Schmotziger« hat übrigens mit Schmutz nichts zu tun: Es stammt vom alemannischen Ausdruck für Fett oder Schmalz (»Schmotz«). »An diesem Tag ist der Anfang des Verzehrens fetter Fastnachtsspeisen und Steigerung anderer Lustbarkeiten«, heißt es dazu beispielsweise im Glossar der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN).
In Stockach am Bodensee sollte es am Abend vergleichsweise ernst werden: Dort stand das traditionelle »Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken« auf dem Programm. Geladen war in diesem Jahr Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Die mehr als 600 Jahre alte Institution des Narrengerichts macht jährlich Polit-Prominenz satirisch den Prozess. Auf der Anklagebank saßen schon Franz Josef Strauß (CSU) und Angela Merkel (CDU). Die Prozesse zählen zu einem der Höhepunkte der Fastnacht im Südwesten.
Die größten Umzüge im Ländle gibt es am Rosenmontag. In Rottweil etwa werden Tausende Besucher erwartet. Am Aschermittwoch endet das ganze Spektakel dann wieder und das Häs - wie das Narrenkostüm auch genannt wird - verschwindet bis zum nächsten Jahr im Kleiderschrank.
Die Fastnacht im Südwesten ist vorwiegend traditionell geprägt. Los geht es immer am Dreikönigstag. Die Narren verkörpern meist Figuren aus der Dorf- und Stadtgeschichte sowie Fabelwesen und Tiere. Zum Häs tragen sie oft kunstvoll geschnitzte Masken. An einigen Orten sind aber auch Einflüsse des rheinischen Karnevals spürbar - mit Figuren wie Prinz und Prinzessin oder Tanzgarde.
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