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Nach Einigung über Benin-Bronzen: Bauer erwartet Rückgaben

Beim Umgang mit ihrer Kunst aus kolonialer Vergangenheit haben sich Museen lange zurückhaltend gezeigt. Die Debatte um die Benin-Bronzen hat das geändert. Vorne dabei: das Stuttgarter Linden-Museum.

Einigung zu Rückgaben von Benin Bronzen
Gedenkköpfe eines Königs aus einer Unbekannten Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon sind im Museum zu sehen. Foto: Daniel Reinhardt
Gedenkköpfe eines Königs aus einer Unbekannten Werkstatt der Bronzegießergilde Igun Eronmwon sind im Museum zu sehen.
Foto: Daniel Reinhardt

Nach der Einigung zwischen Deutschland und Nigeria über die sogenannten Benin-Bronzen hat Baden-Württemberg erste Schritte für eine Rückgabe der als koloniales Raubgut geltenden Kunstobjekte eingeleitet. Das Stuttgarter Linden-Museum werde konkrete Objekte für eine Rückgabe identifizieren und in Gespräche mit der nigerianischen Seite eintreten, kündigte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) am Dienstagabend an.

Damit setze die Landesregierung die jüngste Verabredung als erstes Bundesland um, sagte Bauer der Deutschen Presse-Agentur. »Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nun rasch zu umfassenden Rückgaben kommen, insbesondere aus dem Linden-Museum.«

Wenige Stunden zuvor war bekannt geworden, dass an diesem Freitag in Berlin eine Absichtserklärung zwischen Deutschland und Nigeria unterzeichnet wird. Diese soll den Weg für die Eigentumsübertragungen der wertvollen Kunstobjekte freimachen.

»Wir wollen Verantwortung für unser schwieriges koloniales Erbe übernehmen«, fügte Ministerin Bauer hinzu. »Und eine aktive Auseinandersetzung mit den Folgen der Kolonialzeit und eine Überwindung von Rassismus und Diskriminierung ist ohne Rückgaben in relevantem Umfang nicht denkbar.«

Bereits am Mittwoch (12.00 Uhr) erwartet das Stuttgarter Linden-Museum hohen Besuch aus dem afrikanischen Land. Der Generaldirektor der Nationalen Museums- und Denkmalbehörde Nigerias, Abba Tijani, wird zu Gesprächen empfangen. Es geht vor allem um die 78 Objekte aus dem ehemaligen Königshaus Benin, darunter 64 der als koloniales Raubgut geltenden Bronzen.

Etwa 1100 der kunstvollen Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, sind in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte stammen größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897.

Im vergangenen Jahr hatten Vertreter von Bund, Nigeria und Museen die Rückübertragung der Eigentumsrechte angekündigt. Über die umfangreichsten Sammlungen verfügen neben dem Linden-Museum das Museum am Rothenbaum (Hamburg), das Rautenstrauch-Joest-Museum (Köln), das Völkerkundemuseum Dresden/Leipzig sowie das Ethnologische Museum Berlin. Diese fünf Häuser sind bisher an der geplanten Eigentumsübertragung beteiligt.

Bauer hatte sich bereits zu Jahresbeginn überzeugt gezeigt, dass im Laufe dieses Jahres die ersten geraubten Bronzen und andere Kunstschätze an Nigeria übereignet würden. Ginge es nach ihr, sollte bei den Bronzen noch nicht Schluss sein. Sie spricht sich für eine Restitution aller Benin-Objekte an Nigeria aus. Zuvor waren schon eine historische Peitsche und eine Bibel aus der Sammlung des Linden-Museums an Namibia zurückgegeben worden.

Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

© dpa-infocom, dpa:220628-99-836355/4