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Museumsleiter: Naturkundemuseen müssen Jugendliche erreichen

Dinos, Vitrinen und viel Text. Vor allem für Jugendliche sind Naturkundemuseen oft ein bisschen wie ein Kuriositätenkabinett. Das muss sich dringend ändern, findet Stuttgarts Museumsleiter. Denn gerade diese Zielgruppe ist auch gesellschaftlich enorm wichtig.

Naturkundemuseum in Stuttgart
Wolfspräparate sind im Naturkundemuseum Schloss Rosenstein in Stuttgart zu sehen. Foto: Marijan Murat/DPA
Wolfspräparate sind im Naturkundemuseum Schloss Rosenstein in Stuttgart zu sehen.
Foto: Marijan Murat/DPA

Trotz steigender Besucherzahlen müssen sich Naturkundemuseen aus Sicht des Stuttgarter Museumsleiters Lars Krogmann stärker um das Interesse von Jugendlichen bemühen. »Für uns ist es am schwierigsten, mit unseren Inhalten die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu erreichen«, sagte Krogmann der Deutschen Presse-Agentur. »Die Kinder, die mit der Schulklasse, ihren Familien, ihren Eltern oder Großeltern kommen, die kriegen wir noch. Aber irgendwann sind die Jungen und Mädchen in einem Alter, in dem sie Museen nicht mehr cool finden.«

Das sei aber genau die Gruppe, die mit Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen und Krisen wie die Klima- und Artenvielfaltskrise eine Schlüsselrolle spiele. »Die gehen in die Ausbildungsberufe oder studieren bald und können dann natürlich noch ganz viel bewirken«, sagte Krogmann.

Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart baue daher unter anderem auf eine stärkere digitale Präsentation der Ausstellungsinhalte zum Beispiel durch eine neue App, durch begleitende Virtual-Reality-Brillen oder durch einen intensiveren Auftritt in den sozialen Medien. »Es geht darum, wie wir die Nutzergruppen erweitern und ein größeres Spektrum der Gesellschaft erreichen können«, sagte Krogmann. Bei vielen Veranstaltungen sei ein Großteil der vor allem älteren Zuhörerinnen und Zuhörer bereits gut informiert. »Wir bleiben dann in unserer eigenen Blase. Das ist unser Stammpublikum. Aber da herauszutreten, das ist wichtig.«

Museen müssten Mittel finden, um die bislang weniger erreichten Gruppen anzusprechen. »Es gibt noch keinen Handwerkskasten, der fertig ist, sondern es gibt einen Kasten, der immer größer wird. Wir probieren ganz viele Dinge aus«, sagte Krogmann. Im kommenden Jahr zum Beispiel arbeite das Museum unter anderem mit einem DJ für elektronische Musik zusammen, der auch Biologe sei. Im Rahmen einer Biodiversitätsshow diskutiere dieser mit dem Publikum über den Rückgang der Artenvielfalt und spiele selbst komponierte elektronische Musik. »Wir wollen damit Zielgruppen ansprechen, die wir normalerweise nicht erreichen«, sagte der 47-Jährige.

Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart bietet seinen Besuchern in zwei Ausstellungsgebäuden über zwölf Millionen Sammlungsobjekte und gehört damit zu den großen deutschen Naturkundemuseen. Der auch als Insektenexperte bekannte Krogmann arbeitet seit 2008 am Naturkundemuseum, seit 2018 leitete er die entomologische Forschungsabteilung und seit fast einem Jahr das Staatliche Museum für Naturkunde.

Museums-Steckbrief Lars Krogmann

© dpa-infocom, dpa:230805-99-713707/2