MANNHEIM/TÜBINGEN/STUTTGART. Schonender, präziser und schneller gegen Krebs: Dies und nicht weniger verspricht sich die Uniklinik Mannheim vom Einsatz eines am Montag vorgestellten Systems. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Linearbeschleuniger, der »mit künstlicher Intelligenz und hochsensibler, auf Computertomographie beruhender Bilder, eine individuelle Behandlung unserer Patienten ermöglicht«, sagt Frank Giordano, Direktor der Klinik für Strahlentherapie. Die Bestrahlung werde damit noch wirksamer gegen Tumore anwendbar, während gleichzeitig gesundes Gewebe besser geschützt werde.
Beschuss von Krebszellen
Linearbeschleuniger bringen, vereinfacht gesagt, geladene Teilchen auf hohe Geschwindigkeiten und schießen sie auf Krebszellen, was diese zerstört. Besonders vielversprechend sei der Einsatz des Geräts bei der Behandlung von Prostatakrebs, so der Mediziner Frank Giordano. »Eine Bestrahlung bei Prostatakrebs bedeutete bisher sieben bis acht Wochen tägliche Strahlentherapie. Mit dem Einsatz der KI ist die Therapie nun so präzise, dass sie nur noch fünf Tage dauert.« Die Therapie sei allerdings nicht bei jedem Prostatakrebs einsetzbar.
Pro Tag können in Mannheim rund 40 Patienten mit dem neuartigen Linearbeschleuniger bestrahlt werden. Zum Einsatz komme das System unter anderem auch bei Leberkrebs, Hirntumoren, Gebärmutterhalskrebs sowie bei Tumoren im Bauchraum.
»Mit dem ›Varian Ethos‹ können wir unseren Patientinnen und Patienten die derzeit modernste Form der Strahlentherapie weltweit jetzt am Mannheimer Universitätsklinikum anbieten«, sagt Hans-Jürgen Hennes, Medizinischer Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums. »Davon profitieren Krebspatienten in der gesamten Region und darüber hinaus.«
Gute Erfahrungen in Stuttgart
Das Mannheimer Uniklinikum mag zwar aktuell das neueste Modell dieses Systems in Baden-Württemberg in Betrieb genommen haben, die ersten waren sie allerdings nicht. Schon seit zwei Jahren hat das Klinikum Stuttgart den Linearbeschleuniger im Einsatz. Sie waren mit dem System damals die Ersten in Deutschland und haben nach eigenen Angaben sehr gute Erfahungen damit gemacht.
Und auch das Uniklinikum Tübingen nutzt in seiner Radioonkologie KI, allerdings ein anderes System: den sogenannte MR-Linac. Dieser nutzt für die Strahlentherapie die MRT-Bildgebung, die laut Klinikum den Tumor noch besser sichtbar mache. »Zusätzlich zum MR-Linac planen wir noch in diesem Jahr einen Linearbeschleuniger der neuesten Generation zu beschaffen, der mit unserem bisherigen Gerätebestand kompatibel ist«, teilt der Ärztliche Direktor für Radioonkologie, Maximilian Niyazi, auf GEA-Nachfrage mit. Dieser solle dann auch für spezielle radiochirurgische Bestrahlungen, wie etwa für Hirntumore, ausgestattet sein.
Für Krebspatienten sind dies gute Nachrichten, wie auch Frank Giordano vom Uniklinikum Mannheim betont: »Unsere Region zählt mit der Achse Mannheim-Stuttgart-Tübingen in der Strahlentherapie sicherlich zu einer High-Tech-Region, in der Patienten modernste Strahlentherapie erhalten.« (GEA)

