Köln (dpa) - Die Fans sangen noch Minuten nach dem Schlusspfiff freudetrunken kölsche Lieder - und Markus Gisdol genoss die ausgelassene Stimmung sichtlich. Durch das 4:0 (1:0) gegen den SC Freiburg hat sich der FC mit dem einst so skeptisch empfangenen Trainer kräftig Luft im Abstiegskampf verpasst. Und so ganz nebenbei gleich zahlreiche Bestmarken aufgestellt.
Deshalb wollte Gisdol auch gar nicht kritisch in die Analyse gehen. »Ich will heute gar nicht das Haar in der Suppe suchen«, sagte der Trainer sichtlich stolz: »Das war eine reife Leistung.« Eine, die sich in beeindruckenden Zahlen belegen lässt: Erstmals seit neun Jahren gewannen die Kölner vier Heimspiele in Serie, das 4:0 war der höchste Heimsieg seit 2011, Jhon Cordoba traf als erster Kölner seit Klaus Allofs 1984 in sechs Heimspielen in Serie. Mitte Dezember waren die Kölner noch Letzter, seitdem holte nur der FC Bayern mehr Punkte.
»Unser Stadion ist im Moment eine Festung«, sagte Mittelfeldspieler Dominick Drexler. Sechs Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz sind der Lohn. Und so ganz nebenbei verhinderte der Kölner Sieg einen kuriosen Bundesliga-Rekord. Denn Gisdol und sein Freiburger Kollege Christian Streich hatten sich in den ersten sechs Spielen immer unentschieden getrennt. Sieben Remis in Folge gab es noch nie.
Sebastian Bornauw (29.), Jhon Cordoba (55.), Kingsley Ehizibue (90.+1) und Ismail Jakobs (90.+3) schossen die Tore. Für Bornauw war es der vierte Saisontreffer, er ist damit nach Frankfurts Martin Hinteregger (6) der torgefährlichste Innenverteidiger der Liga. Ehizibue schoss sein erstes Bundesliga-Tor, Jakobs sein zweites.
Nach dem Spiel entbrannte allerdings eine Diskussion um den Schützen des ersten Treffers. »Ein Streit ist es nicht. Aber ich bin der Meinung, dass ich es gemacht habe«, sagte Drexler. Aus der Kabine rief während des Interviews Bornauw mehrfach feixend dazwischen und reklamierte den Treffer für sich. Die Deutsche Fußball Liga wertete den Treffer auch nach dem Spiel für den Belgier. »Wenn die DFL sagt, es ist Sebs Tor, dann ist es okay«, sagte Drexler: »Aber ich bin sicher, dass ich durchziehe. Es gibt ja inzwischen so viele schöne Kameras hier im Stadion, da wird man es ja auflösen können.«
Die in der Hinrunde so starken Freiburger entwickeln im Kampf um eine überraschende Europacup-Qualifikation derweil einen echten Aufsteiger-Komplex. Nach den Niederlagen im Hinspiel gegen Köln (1:2), in der Liga (0:2) und im Pokal (1:3) gegen Union Berlin sowie in der Vorwoche gegen Paderborn (0:2) war dies schon die fünfte in Serie gegen die drei im Sommer aufgestiegenen Clubs. »Ein ganz schlechtes Spiel«, bekannte Lucas Höler: »Nun müssen wir wieder punkten, sonst rutschen wir unten rein.«
Deutliche Worte fand auch Manuel Gulde, der dem Spiel bei einem Latten-Kopfball in der 5. Minute eine andere Wende hätte geben können. »Das war richtig schlecht und sieht im Moment nicht nach Fußball aus«, sagte der Innenverteidiger: »Das hatte sich schon seit Anfang Dezember angedeutet und heute nochmal ganz deutlich gezeigt.«
Coach Streich blieb derweil scheinbar gelassen. Es wirkte fast, als habe ihn die schlechte zweite Halbzeit resignierend zurückgelassen. »In der ersten Halbzeit ging's noch«, sagte Streich: »Aber am Ende war es eine in allen Belangen verdiente Niederlage.«