Mehr Zusammenarbeit, mehr gemeinsame Gebete: Mit einem eindringlichen Appell zur Einheit der Christen auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs ist die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe beendet worden. »Es ist das menschliche Leid, das keine Grenzen kennt«, sagte Agnes Abuom vom World Council of Churches (WCC). Es dürfe nicht vergessen werden, dass Menschen aus Fleisch und Blut in der Ukraine und in Russland unter dem Krieg leiden, sagte die Kenianerin am Donnerstag bei der Abschlusskonferenz.
»Wir müssen hoffen, dass der Krieg in der Ukraine so bald wie möglich aufhört«, sagte auch Metropolit Nifon von Târgoviște (Rumänische Orthodoxe Kirche). Das Gebet sei für die Christen ein wichtiges Mittel, die Menschen zu beruhigen und ihnen Hoffnung zu geben. Für Metropolit Nifon ist deshalb eine Erklärung zur Einheit eines der wichtigsten Ergebnisse der Vollversammlung. Angesichts von Krieg und Leid müsse man einen Weg finden, zusammenzuarbeiten und das christliche Evangelium in der Welt zu verbreiten. In Karlsruhe habe es Gespräche zwischen beiden Seiten gegeben. »Die ökumenische Bewegung ist ein Segen für das Christentum als Ganzes«, so Nifon.
Menschen schauen auf dasselbe Phänomen aufgrund ihrer Geschichte, Kultur, konfessioneller Prägung und Tradition völlig unterschiedlich, sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus. »Gerade die Stimme von unmittelbar Betroffenen hat ein besonderes Gewicht.« Dies gelte für den Krieg in der Ukraine ebenso wie für die Konflikte im Nahen Osten. Sie wünscht sich, dass von der Vollversammlung starke Impulse in die weltweite Christenheit ausgehen in eine Welt, die voller Konflikte und tiefgreifender Krisen sei.
Für die badische Landesbischöfin Heike Springhart war die Vollversammlung ein bewegendes Zeugnis, wie christliche Kirchen über alle Divergenzen hinweg verbunden sind. »Wir haben ein großartiges internationales Fest des Glaubens in Karlsruhe gefeiert«, sagte die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber.
Gut eine Woche haben mehr als 4000 Christen aus aller Welt in Karlsruhe bei der elften Vollversammlung des Ökumenischen Rates gemeinsam darüber nachgedacht, welchen Beitrag Kirchen für eine friedliche Gesellschaft bringen können. Unter dem Motto »Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt« dominierten Themen wie der weltweite Klimawandel und der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Vollversammlung, die erstmals in Deutschland war. Zudem wurden Forderungen nach mehr Inklusion und nach Frauen in geistlichen Führungspositionen laut.
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