STUTTGART. Ansprachen und Pressekonferenzen der Landesregierung sollen künftig live in Gebärdensprache übersetzt werden. Das teilte ein Regierungssprecher am Mittwoch in Stuttgart mit. Der Landesverband der Gehörlosen hatte dies in einem offenen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gefordert. »Die Informationen über das Coronavirus und die von der Landesregierung ergriffenen Maßnahmen müssen allen Bevölkerungsgruppen zugänglich sein«, heißt es darin.
Den Angaben zufolge wurde mit dem Südwestrundfunk vereinbart, bei Übertragungen künftig einen Gebärdendolmetscher einzublenden, der live übersetzt. Der Dolmetscher werde von der Landesregierung gestellt. Der Gehörlosenverband hatte einen Präsenzdolmetscher verlangt - den soll es aber nicht geben: Wenn der Dolmetscher so prominent im Bild sei, lenke dies von den Worten der Hauptdarsteller ab, sagte der Regierungssprecher.
Unter die Regelung fallen Ansprachen des Ministerpräsidenten sowie Termine, zu denen das Staatsministerium einlädt. Das trifft derzeit auf die wichtigen Termine zur Corona-Krise zu. Sollte etwa das Gesundheitsministerium eigene Termine abhalten, werde es auch dort Dolmetscher geben, sicherte ein Ministeriumssprecher zu.
Weiter forderte der Verband, dass alle zentralen Inhalte auf der Regierungs-Homepage übersetzt werden. »Das ist nicht leistbar. Nicht von uns zumindest«, sagte der Regierungssprecher. Die Landes-Behindertenbeauftragte Stephanie Aeffner sagte, für viele Gehörlose sei Gebärdensprache Muttersprache. Viele täten sich schwer mit dem Lesen. In der Corona-Krise könnten sie sich unwissentlich gefährden oder versehentlich gegen Vorschriften verstoßen.
Bei der Pressekonferenz der Regierung zu den Schulschließungen am 13. März hatte eine Gebärdendolmetscherin bereits live neben den Ministern übersetzt. Das habe ein Zeichen gesetzt, lobte der Gehörlosenverband. Folgende Termine blieben aber ohne Übersetzung. (dpa)