NECKARSULM/BERLIN. Nach heftigen Bauernprotesten gegen die Preispolitik des Einzelhandels will der Betreiber der Handelsketten Lidl und Kaufland, die Schwarz-Gruppe, 50 Millionen Euro für Landwirte bereitstellen. Den Bauern ist das allerdings nicht genug. »So ein Trostpflaster reicht bei weitem nicht aus, um die grundsätzlichen Probleme zwischen Landwirtschaft und dem gesamten Lebensmitteleinzelhandel zu lösen«, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, am Freitag.
Das Angebot sei zwar eine nette Geste. »Aber wegen des andauernden Preiskampfs verlieren unsere Bauern diesen Betrag fast wöchentlich«, meinte er. Notwendig sei eine »grundlegende Veränderung in der Zusammenarbeit« zwischen den Bauern und dem Handel.
Die Schwarz-Gruppe hatte am Donnerstagabend im Anschluss an eine »Dringlichkeitsgipfel« mit den Spitzen des Handels und der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) angekündigt, im Laufe des kommenden Jahres über die Initiative Tierwohl 50 Millionen Euro zur Unterstützung ihrer Landwirte zur Verfügung zu stellen. Damit sollen insbesondere die durch die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest verursachten Schwierigkeiten im Markt abgefedert werden. Das Unternehmen komme damit der Anfang der Woche gegebenen Zusage nach, pragmatische und schnelle Hilfen für Landwirte zu leisten, hieß es in Neckarsulm.
Der Bauernverband sah in dem Angebot aber nicht mehr als ein Trostpflaster. Um den Landwirten dauerhaft zu helfen, sei eine klare Selbstverpflichtung des Handels zum Ausstieg aus der »Dauerniedrigpreiskultur« notwendig. Außerdem dürfe das Kartellrecht Landwirte und ihre Vermarkter nicht länger daran hindern, Gegengewichte zum Handel zu bilden, betonte der Verband. Darüber hinaus forderten die Bauern unter anderem eine angemessene Bezahlung für höhere Qualitätsstandards und eine Förderung der heimischen Landwirtschaft in der Einkaufspolitik.
Protestierende Bauern hatten in den vergangenen Wochen immer wieder die Lager verschiedener Händler mit Traktoren blockiert, um der Forderung nach besseren Preisen Nachdruck zu verleihen. Die Probleme der Landwirte sind allerdings nicht nur auf die Preispolitik des Handels zurückzuführen. Ein wichtiger Faktor für den aktuellen Einbruch der Scheinefleisch-Preise etwa ist der deutliche Rückgang der Fleischexporte infolge der Afrikanischen Schweinepest. (dpa)