KARLSRUHE. »Stellen Sie den Menschen einfach mal eine Flasche Wasser hin oder laden Sie sie zum Eis ein«, sagte Jörg Mauter vom Verein Sozialpädagogische Alternativen, der Wohnungslose in Karlsruhe betreut, am Montag. »Wir gehen bei so einem Wetter nach Hause, duschen und trinken etwas Kaltes, das können die alles nicht.« Viele könnten ihre Kleidung dem Wetter außerdem nicht anpassen, da sie auf Kleiderspenden angewiesen seien.
Seine Kollegen und er hätten in den vergangenen Tagen schon oft den Rettungsdienst holen müssen, weil Wohnungslose kollabiert seien, sagte Mauter. Obdachlose hätten in der Regel einen schlechten Gesundheitszustand, der sich durch die Temperaturen noch mal verschärfe. Auch psychisch sei das Wetter eine Belastung für seine Klienten, berichtete Mauter. Die ständige Hitze und die kurzen Nächte machten einige von ihnen aggressiv und reizbar.
Das Bewusstsein für das Problem in der Bevölkerung sei, anders als bei extremer Kälte, sehr gering. Besonders obdachlose Frauen würden dabei oft vergessen, sagte Christa Reuschle-Grundmann vom Tagestreff »Femmetastisch« in Stuttgart, wo sich obdachlose Frauen treffen. »Unsere Besucherinnen leben ihre Wohnungslosigkeit häufig verdeckt aus und nicht in der Öffentlichkeit, wie Männer es für gewöhnlich tun.« Der Anteil der Frauen unter den Obdachlosen liege inzwischen jedoch bei mehr als 25 Prozent. (dpa)