Wer Lotto spielt, der weiß, dass kaum etwas so unwahrscheinlich sein dürfte wie der Millionengewinn. Doch es gibt diese Glückspilze, wenngleich es im vergangenen Jahr auch in Baden-Württemberg einer weniger waren als 2022. Insgesamt feierten 30 Menschen im Südwesten ihr Millionen-Glück mit den Kreuzchen auf dem Lottoschein. Mehr gab es im vergangenen Jahr nur im einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 37 Neu-Millionären, wie der Deutsche Lotto- und Totoblock am Donnerstag in Hannover mitteilte.
Im Durchschnitt sind demnach gut drei Tipper pro Woche in Deutschland Neu-Millionäre geworden - insgesamt 179 Menschen strichen Millionengewinne ein. Ein Jahr zuvor waren es sogar 187. Die mit 120 Millionen Euro höchste Summe des Jahres gewann ein Eurojackpot-Tipper aus Schleswig-Holstein im vergangenen Juni. Immerhin 117 Millionen Euro gingen im August nach Hamburg, 107 Millionen Euro gewann ein Glückspilz aus Bremen - beides ebenfalls bei Eurojackpot.
Und auch in Baden-Württemberg war der Jubel Mitte Oktober ganz besonders groß: Einer Tipperin gelang es, den Eurojackpot zu knacken und einen steuerfreien Gewinn von satten 54,2 Millionen Euro einzustreichen - laut Unternehmen der dritthöchste Gewinn, der je bei Lotto Baden-Württemberg erzielt wurde. Im April sicherte sich ein Spieler aus Stuttgart bei der Lottoziehung am Wochenende im Lotto 6aus49 fast 8,46 Millionen Euro.
Das gelang ihm sogar, ohne beim Klassiker »6 aus 49« die am häufigsten gezogene Gewinnzahl 19 anzukreuzen, auch die dahinter folgenden Gewinnzahlen 22, 33 und 25 nutzte er nicht. Am seltensten aus der Lostrommel gezogen wurde im vergangenen Jahr die 46. Die Zahl, die seit der ersten Ziehung 1955 am seltensten drankam, ist die 13 - die wiederum hatte der neue Stuttgarter Multimillionär angekreuzt.
Detaillierte Zahlen zum Glücksspiel-Jahr im Südwesten will die Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg am Montag (8. Januar/10.00) veröffentlichen. Interessant dürfte dann werden, ob sich Energiekrise, Inflation und steigende Preise auch im vergangenen Jahr auf die Bilanz ausgewirkt haben. Spielern sitze das Geld nicht mehr so locker, hatte Lotto Baden-Württemberg vor einem Jahr mitgeteilt. Das Kaufverhalten sei zurückgegangen. Es seien zwar nicht weniger Lottospielerinnen und -spieler gewesen, sie hätten aber weniger Geld eingesetzt. Das war laut Unternehmen im Jahr 2022 am stärksten bei den Rubbellosen zu spüren.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland rund 8,2 Milliarden Euro für Lotterien ausgegeben, 2,9 Prozent mehr als 2022. Wie unwahrscheinlich allerdings ein Millionengewinn ist, das erklärte der Mathematiker und Lotto-Experte Norbert Herrmann, der bis 2007 an der Uni Hannover lehrte, schon vor Jahren: Alle glaubten, sie seien irgendwann dran mit dem Gewinn, aber die Zahl der Möglichkeiten sei viel zu groß: »Jeder Tipp ist gleich wahrscheinlich.«
Erst im November warnte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert: »Glücksspiel macht seine Teilnehmenden selten glücklich.« Denn Glücksspiel kann auch zur Sucht werden. Spieler- und Jugendschutz sowie Spielsuchtprävention seien aber »seit über 70 Jahren fest in den Sozialkonzepten und somit auch im Wertegerüst der Landeslotteriegesellschaften verankert«, sagte der Geschäftsführer der im DLTB federführenden Gesellschaft Lotto Niedersachsen, Sven Osthoff. »Unstrittig ist, dass der Kampf gegen illegale Glücksspielanbieter in Deutschland weiterhin forciert werden muss.«
Wie immer profitierte von den Lotterien nur einer zuverlässig - der Staat. Die Landeshaushalte kassierten im vergangenen Jahr rund 3,28 (2022: 3,18) Milliarden Euro an Steuern und Abgaben - für Wohlfahrt, Sport, Kunst, Kultur, Denkmalpflege und Umweltschutz.
Informationen zur Glücksspielsucht
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