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Mannheim sucht Alternativen für belastete Straßennamen

Die Straßennamen erinnern an Kolonialisten und einen Unterstützer des Nationalsozialismus, wie Experten feststellten. Ab März dürfen die Bürger über neue Namen abstimmen.

Neue Straßennamen in Mannheim
Mannheim will sich von historisch belasteten Straßennamen trennen und sucht mithilfe der Bürgerschaft vier neue Namen. Foto: Uwe Anspach/DPA
Mannheim will sich von historisch belasteten Straßennamen trennen und sucht mithilfe der Bürgerschaft vier neue Namen.
Foto: Uwe Anspach/DPA

Die Mannheimer Bürgerschaft darf ab 4. März über neue Namen für vier historisch belastete Straßen abstimmen. Die Straßen sind nach Ansicht von Experten bisher nach Kolonialisten und einem Unterstützer des Nationalsozialismus benannt. Zur Auswahl stehen 18 Namen, wie die Stadt Mannheim am Montag mitteilte. Der Gemeinderat hatte demnach im Februar 2022 mehrheitlich die Umbenennung beschlossen.

Bereits im Jahr 2020 hatte sich das Leibniz Institut für Europäische Geschichte in einem Gutachten kritisch zu den vier Straßennamen geäußert. »Gustav Nachtigal, Theodor Leutwein und Adolf Lüderitz sind Exponenten eines auf Rassismus und der Annahme der Minderwertigkeit außereuropäischer Gesellschaften basierenden, kolonialen Herrschafts- und Ausbeutungssystems«, heißt es in dem durch die Stadt beauftragten Gutachten. »Auch im Falle Sven Hedins wurde ein offener Parteigänger und Unterstützer der nationalsozialistischen Rassen- und Herrschaftsideologie mit einem Straßennamen geehrt, und das 1985 zu einem Zeitpunkt, zu dem man über seine Verstrickungen in den Nationalsozialismus hätte wissen können.«

Die Experten empfahlen eine Veränderung der Straßennamen und verwiesen dabei auch auf das »Leitbild 2030« der Stadt Mannheim. Darin sei die Rede von einer spezifisch »Mannheimer Kultur der Vielfalt« als Motor gesellschaftlichen Zusammenlebens, schrieben die Gutachter. »Mit diesem Leitbild der Toleranz und Pluralität ist es tatsächlich nur schwer vereinbar, historische Persönlichkeiten, die (...) für Rassismus, Gewalt, Annexion und Kolonialismus stehen, weiterhin zu ehren.«

In einer ersten Phase der Bürgerbeteiligung waren laut Stadt 235 Namensvorschläge eingegangen. Diese seien auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft und auf 18 Namen begrenzt worden. Die Namen sollten auch unter das Motto des betroffenen Taufbezirkes »Forschungsreisende und Personen des transkulturellen Austausches« fallen.

Zur Auswahl stehen ab März die Namen unter anderem der afrodeutschen Lyrikerin May Ayim, des Meteorologen und Geophysikers Georg Balthasar Neumayer und der Weltenbummlerin Ida Pfeiffer. Die Abstimmung läuft laut Mitteilung bis Sonntag, 17. März. Letztlich sei der Gemeinderat für die endgültige Festlegung der Straßennamen zuständig.

Internetseite der Stadt zur Bürgerbeteiligung

© dpa-infocom, dpa:240219-99-47974/3