Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hatte der gebürtige Türke im vergangenen Februar zunächst an der Tür seines Nachbarn geklingelt und dann unvermittelt mit einem Küchenmesser auf sein zwei Jahre älteres Opfer eingestochen. Nach drei Stichen in die Brust habe es noch einen kurzen lautstarken Streit gegeben, dann habe der schwer verletzte Mann noch bei einer Nachbarin klingeln können, bevor er zusammengebrochen und nach kurzer Zeit verblutet sei. Wenig später war der mutmaßliche Täter auf einem Spielplatz nahe dem Tatort festgenommen worden.
Sein angegriffener Nachbar habe ihn oft beleidigt und auch seine Familie immer wieder provoziert, bestätigte der Mann auf der Anklagebank. Weitere Äußerungen zum Motiv für den Angriff machte er nicht. Der seit 1979 in Deutschland lebende Familienvater gab allerdings an, nach Streitigkeiten, mehreren Kündigungen und Entlassungen sowie einem gescheiterten Versuch mit einem Kebab-Imbiss seit mehr als 20 Jahren Arbeitslosengeld zu erhalten. Seine Frau und er würden von seinen Kindern unterstützt. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters nach seinen Plänen antwortete er lediglich: »Ich habe keine Hoffnung auf Zukunft. Ich kümmere mich um das Jenseits.«
Gegen den Mann soll zunächst an sieben Prozesstagen verhandelt werden. Mit einem Urteil ist nicht vor Ende Oktober zu rechnen.
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