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Lucha kritisiert Bund wegen Apotheken-Streik

Am Mittwoch bleiben die Apotheken geschlossen. Ihre Verbände fordern mehr Honorar und weniger Bürokratie. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht dafür keinen Spielraum. Landesgesundheitsminister Manne Lucha ist da anderer Meinung.

Manne Lucha
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Bündnis 90/Die Grünen auf einer Pressekonferenz. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Bündnis 90/Die Grünen auf einer Pressekonferenz.
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Im Streit um höhere Honorare und bessere Arbeitsbedingungen stärkt Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha den streikenden Apotheken den Rücken und fordert ein besseres Angebot des Bundes. »Ich habe Verständnis für die Forderungen der Apothekerinnen und Apotheker und habe diese ebenfalls bereits an den Bund herangetragen«, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart. Die Berliner Bestrebungen bei den Vergütungen griffen zu kurz. Das gelte vor allem mit Blick auf den bürokratischen Aufwand für Abrechnungen und Dokumentationen.

Die rund 2300 Apotheken in Baden-Württemberg wollen am Mittwoch (14. Juni) mit einem bundesweiten Protesttag den Druck auf den Bund erhöhen. Die Kosten liefen seit zehn Jahren aus dem Ruder, moniert der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV). Betriebs- und Personalkosten seien massiv gestiegen, während die staatlich geregelte Vergütung nicht angepasst worden sei.

Als Folge der Belastungen hat Baden-Württemberg nach Angaben des Verbands in den vergangenen 25 Jahren mehr als 550 Apotheken verloren. »In der Konsequenz verteilt sich die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln auf immer weniger Schultern, was eine steigende Belastung der Apotheker:innen und längere Wege für die Bevölkerung zur Folge hat«, warnte auch die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. Zudem habe der Arbeitsaufwand durch massive Lieferengpässe bei Arzneimitteln stark zugenommen.

Die Apothekerverbände verlangen als Teil eines Zehn-Punkte-Plans eine Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel von 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weist diese Forderungen zurück. Für höhere Honorare der Apotheker sei im Moment »kein Raum«, sagte der SPD-Politiker zuletzt der »Bild am Sonntag«. Landesgesundheitsminister Lucha kündigte an, die anstehende Gesundheitsministerkonferenz in Friedrichshafen werde »aller Voraussicht nach« eine Initiative aufstellen, damit es gute Rahmenbedingungen für die Apotheken geben könne.

Allerdings gibt es bei den Grünen offenbar keine ganz einheitliche Meinung zu dem Thema. Denn während sich Lucha aufseiten der Apotheken stellt, kritisiert sein Parteifreund Janosch Dahmen den Protesttag. »Wir brauchen Apotheken als Vertrauensorte, als Ansprechpartner für gesundheitliche Fragen vor Ort. Ich verstehe die Sorgen vieler Apotheker, aber Streik ist wirklich die falsche Medizin«, sagte der Gesundheitsexperte und Bundestagsabgeordnete im Deutschlandfunk. Dahmen macht den Apothekern auch wenig Hoffnung auf mehr Geld. Den Wunsch könne er nachvollziehen, aber vermutlich sei er nicht erfüllbar - wegen des Sparzwangs.

Infos zum Protesttag

Liste der Notdienstapotheken

© dpa-infocom, dpa:230613-99-37296/4