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Lieferengpässe plagen Fahrrad-Hersteller weiter

Das Fahrrad ist in Deutschland populär wie nie. Händler und Hersteller könnten noch mehr Räder verkaufen, wenn es nur genügend Bauteile gäbe. Es fehlt noch immer an mechanischen Komponenten und auch an Chips für das boomende Segment der E-Bikes.

Fahrradmesse Eurobike
Aufbauarbeiten finden auf der internationalen Fahrradmesse Eurobike statt. Foto: Arne Dedert
Aufbauarbeiten finden auf der internationalen Fahrradmesse Eurobike statt.
Foto: Arne Dedert

Die boomende Fahrrad-Branche in Deutschland wird weiter durch Lieferengpässe ausgebremst. »Die Unternehmen kämpfen auch in diesem Jahr um jedes Fahrrad, das gebaut werden kann«, sagte der Geschäftsleiter von Bosch E-Bike Systems, Claus Fleischer, am Dienstag auf der Fahrradmesse Eurobike in Frankfurt.

Im vergangenen Jahr seien vor allem mechanische Teile nicht in den gewünschten Stückzahlen verfügbar gewesen, also Rahmen, Schaltungen, Bremsen oder Federungselemente. »Im dritten Quartal 2021 sind dann auch die Elektronikkomponenten knapp geworden, auch in der Fahrradbranche. Seit dem vierten Quartal des vergangenen Jahres kämpfen also auch wir um jedes Bauteil.«

Für die angespannte Lage gebe es zwei Ursachen: Zum einen werde in vielen Branchen die Elektrifizierung und Konnektivität der Produkte vorangetrieben. So würden in einem Auto immer mehr Steuergeräte, Kameras und Sensoren verbaut, um beispielsweise Assistenzsysteme zu ermöglichen. »Mit den vorhandenen Kapazitäten kann dieser Bedarf quer durch alle Branchen hinweg nicht gedeckt werden. Und das Umsteuern auf der Chiphersteller-Seite ist kompliziert.« So dauere der Bau einer neuen Chipfabrik Jahre.

Als zweite Ursache machte Fleischer die Folgen von Corona-Lockdowns aus, vor allem in Asien. Wenn eine Chipfabrik heruntergefahren werden müsse, werde nicht nur die eigentliche Produktion gestoppt. »Dabei gehen auch wichtige Vorprodukte kaputt, so dass die Gesamtproduktion nur sehr mühsam wieder hochgefahren werden kann.«

Bei Bosch sind Elektronikelemente für das Batteriemanagement, aber auch für die Antriebssteuerung knapp. »Wir können hier den Rückstand unserer Zulieferer nur an die Fahrradhersteller weitergeben. Das wird uns die kommenden Monate beschäftigen und zum Jahresende nicht erledigt sein. Immerhin werden wir den absehbaren Bedarf bei den ABS-Systemen vermutlich erfüllen können.«

Bosch produziert selbst keine Fahrräder, ist aber mit seinen Teilen für E-Bikes der führende europäische Systemhersteller für Pedelecs. Knapp 100 Fahrradmarken weltweit bedienen sich aus dem Bosch-System. Dazu gehören neben dem elektrischen Motor auch die Steuerungselektronik, Displays und Apps.

Auf der Eurobike stellt Bosch unter anderem eine komplett überarbeitete Version seines Antiblockiersystems (ABS) für E-Bikes vor. Es soll verhindern, dass ein Vorderrad bei einer starken Vollbremsung blockiert und seitlich wegrutscht. Außerdem überwacht das System, ob das Hinterrad abhebt. Damit soll verhindert werden, dass sich das Rad bei einer Notbremsung nach vorne überschlägt.

Auf der Messe hat außerdem ein neu entwickelter Diebstahlschutz von Bosch Premiere. Die Alarmfunktion warnt E-Bike-Besitzer bei Diebstahlversuchen und erlaubt, die Position des Fahrrads zu bestimmen.

Marktdaten Zweirad-Industrie-Verband 2021

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© dpa-infocom, dpa:220712-99-993380/4