Nach der Tat hatte der Serbe seine Verantwortung für den Tod der Frau eingeräumt, im Prozess aber Erinnerungslücken angegeben. Die Kammer bezeichnete diese Aussage als unglaubwürdig. Nach Einschätzung des Vorsitzenden Richters leidet der Verurteilte vielmehr an einem ausgeprägten Narzissmus und besitzt ein gesteigertes Kontrollbedürfnis. Seine Frau habe er nach der Hochzeit jahrelang von allen gesellschaftlichen Bedürfnissen ausgeschlossen.
Nach der Kündigung des gelernten Metallfacharbeiters wegen einer Schlägerei und der erfolgreichen Bewerbung der Frau bei einem Pflegeheim hätten sich die Gewichte in der Beziehung allerdings verändert: »Wenn sich in einer Ehe die Kraftzentren verschieben, verschieben sich die Verhaltensweisen der Ehepartner«, sagte der Richter. »Und das führt in diesem Fall in die Katastrophe.«
Als Folge habe sich ein Graben zwischen den beiden aufgetan. »Die ehelichen Verhältnisse waren geprägt von Beleidigungen, Streit und Todesdrohungen«, sagte der Richter. Die Frau habe sich unter anderem in Beziehungen geflüchtet, von denen ihr Mann allerdings durch das Bespitzeln ihres Handys erfahren und ihr gedroht habe, bis sie ausgezogen sei. Ein späteres Annäherungsverbot habe er wiederholt nicht eingehalten.
»Wir wissen nicht, wie und wann und unter welchen Umständen der Angeklagte die Wohnung des Opfers betreten hat«, sagte der Richter weiter. Seine DNA-Spuren an einer Kaffeetasse ließen aber darauf schließen, dass die Frau ihn in die Wohnung gelassen habe. Dort sei sie erst nach minutenlangem Todeskampf gestorben.
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