KARLSRUHE. Das von der Karlsruher Diakonie ins Gespräch gebrachte Qualitätssiegel für Bordelle ist aus Sicht des Landesfrauenrats Baden-Württemberg ein »frauenverachtendes Vorhaben«. Damit werde das wirtschaftlich hochattraktive Geschäftsmodell für Bordellbetreiber gezielt verharmlost, kritisierte die Ratsvorsitzende Anja Reinalter am Mittwoch. »Dadurch kann in der Gesellschaft der Eindruck erweckt werden, dass Qualität in der Prostitution gesichert und die Ware - das käufliche Objekt - Frau somit ohne schlechtes Gewissen konsumiert werden könne.« Der Frauenrat fordert eine Gesellschaft ohne Prostitution. Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung müssten wirksam bekämpft werden.
Der vor über 50 Jahren gegründete Frauenrat vertritt nach eigener Darstellung die Belange von Frauen gegenüber Landesregierung, Wirtschaft und Gesellschaft. Bestimmende Themen sind Gewalt gegen Frauen, Existenzabsicherung und Frauen in Führungspositionen.
Das Diakonische Werk Karlsruhe hat sich für ein Bordell-Siegel ausgesprochen, um die Lage von Prostituierten zu verbessern. Es befürwortet zwar nach Angaben ihres Direktors Wolfgang Stoll keinesfalls Prostitution. Ein Verbot löse aber die Probleme nicht. Prostitution gehe dann in Wohnungen, in Hotels und im Internet weiter. (dpa)