Die Landesagentur für Zuwanderung von Fachkräften wird eingerichtet. Das hat das grün-schwarze Kabinett beschlossen, wie das Justiz- und das Sozialministerium gemeinsam in Stuttgart mitteilten. Die Agentur wird demzufolge bei den Regierungspräsidien Karlsruhe und Stuttgart angesiedelt.
In der Landeshauptstadt sollen wie bereits bekannt die Verfahren für Gesundheits- und Pflegeberufe bearbeitet werden und in Karlsruhe alle anderen. Die neue Behörde solle nicht ausschließlich, sondern neben den schon bisher zuständigen Ausländerbehörden für die Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens zuständig sein. Beide Fachbereiche der geplanten neuen Landesagentur sollen einen gemeinsamen Internetauftritt erhalten.
Ausländerbehörden teilweise am Limit
Migrationsministerin Marion Gentges (CDU) hatte vor knapp einem Jahr eine Initiative für eine Behörde für die Fachkräfteeinwanderung angestoßen. Die Wirtschaft unterstützte das Vorhaben. Die Zahlen im beschleunigten Fachkräfteverfahren in Baden-Württemberg waren nach Angaben aus der Koalition bisher zufriedenstellend. Während im Jahr 2021 792 und im Jahr 2022 1.748 beschleunigte Fachkräfteverfahren abgeschlossen werden konnten, lag die Zahl im Jahr 2023 bei 2.838.
Ein Grund für die Errichtung der neuen Landesagentur ist die zunehmende Belastung der 137 Ausländerbehörden im Südwesten. Sie seien aufgrund des nie zuvor dagewesenen Zugangs aus der Ukraine seit dem russischen Angriff im Februar 2022 und des enormen Anstiegs der Zahlen an Asylsuchenden sehr stark belastet, teilte Gentges mit. Mit der Agentur wolle man ausländischen Fachkräften unkompliziert und schneller die Einreise ermöglichen und damit den Wirtschaftsstandort stärken.
IHK-Vize: Keine Doppelstrukturen schaffen
Der Vize des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), Claus Paal, begrüßte das grüne Licht für die Landesagentur. Er teilte mit: »Trotzdem sind zwölf Monate zu lang für eine Entscheidung, die dringend notwendig war und große Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen hat«. Jetzt dürfe keine weitere Zeit verloren gehen, die neue Anlaufstelle müsse zügig ihre Arbeit aufnehme.
Von der Landesregierung erwartet Paal, die neue Agentur so auszugestalten, dass sie auch tatsächlich Entlastung bringt. »Dazu gehört für uns, keine Doppelstrukturen zu schaffen, die Prozesse vollständig zu digitalisieren und die Abläufe effizient zu gestalten.« Auch müsse es eine klare Abgrenzung zwischen der Landesagentur und den kommunalen Behörden geben.
2035 könnten mehr als 900.000 Fachkräfte fehlen
Die Stelle soll auch die Anerkennung bei den Gesundheitsberufen verbessern, bei denen das Land die Zuständigkeit innehat. Ansonsten liegt sie bei den anderen Berufen zum Beispiel bei den Kammern. Die neue Landesagentur soll grundsätzlich digital arbeiten. Bis 2035 werden laut IHK-Fachkräftemonitor vom April in Baden-Württemberg 910.000 Fachkräfte fehlen.
Wann die geplante Landesagentur an den Start geht, ist noch offen. Insbesondere sei der Termin von der Bereitstellung der Stellen- und Sachmittelbedarfe abhängig, heißt es weiter. Die Zahl der benötigten Stellen ist noch unklar.
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