Kulturstaatsministerin Claudia Roth würdigte Schmidt als einen Menschen mit dem »Mut, Missstände anzusprechen, zu mahnen, wenn Menschenfeinde sich heute in neuen Gewändern kleiden«. Schmidt habe »die Hölle namens Auschwitz« überlebt. Tochter, Eltern, Schwester, deren Kinder und viele Verwandte seien wie Tausende andere Sinti und Roma von den Nazis ermordet worden. »Ich bin unendlich dankbar, dass Zilli sich entschlossen hatte, über ihr Leben zu sprechen und die Gräuel, die ihr widerfahren sind«, sagte Roth in einer Mitteilung. Schmidt werde »fehlen als Zeitzeugin, als Kämpferin für Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma«.
Geboren als Zilli Reichmann in Thüringen wuchs Schmidt in einer Familie von Instrumentenhändlern und Wanderkinobetreibern auf. Im Juni 1942 wurde sie festgenommen und ins Konzentrationslager Lety in Böhmen gebracht. Nach ihrer Flucht wurde Schmidt erneut verhaftet und 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde ein großer Teil ihrer Familie an dem Tag ermordet, an dem sie zur Zwangsarbeit nach Ravensbrück verschleppt wurde. Auch aus diesem Lager gelang ihr die Flucht. Nach Kriegsende kämpfte Schmidt jahrzehntelang für eine sogenannte Entschädigung durch bundesdeutsche Behörden.
Trotz Alpträumen und Depressionen habe Schmidt es sich zu ihrer - späten - Lebensaufgabe gemacht, die Erinnerung an die ermordeten Menschen aufrechtzuerhalten, hieß es von Seiten der Stiftung. Darüber hinaus habe sie sich lautstark gegen Rassismus und Ungerechtigkeit eingesetzt.
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