Rottweil (dpa/lsw) - Mit einem Messer hat ein Kunde im Jobcenter von Rottweil eine Mitarbeiterin angegriffen und schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter sei noch vor Ort festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag. Es handele sich um einen 58 Jahre alten Deutschen, der bei dem Opfer einen Termin wahrgenommen habe. Die Hintergründe seien noch völlig unklar. Zwar wurde der Mann von den Ermittlern zwischenzeitlich vernommen - ob er sich zur Tat äußerte, sei aber noch nicht bekannt.
Das Opfer - eine 50 Jahre alte Frau - kam mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus. Sie sei in Behandlung, über ihren Zustand gebe es noch keine Rückmeldungen aus der Klinik, sagte der Polizeisprecher. Auch über den Umfang der Verletzungen konnte er keine Angaben machen. Ob sich Täter und Opfer kannten, war zunächst nicht bekannt.
Der 58-Jährige sei nach dem Angriff ins Erdgeschoss des mehrstöckigen Bürogebäudes gegangen und habe sich widerstandlos festnehmen lassen, teilten das Polizeipräsidium Konstanz und die Staatsanwaltschaft Rottweil am Abend mit. Zuvor habe der Mann den übrigen Mitarbeitern des Jobcenters gesagt, dass man die Polizei verständigen könne. Die Ermittler stellten das Tatmesser sicher. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Verdächtigen ein Ermittlungsverfahren wegen eines versuchten Tötungsdeliktes eingeleitet. Über einen Antrag der Behörde an das Amtsgericht Rottweil zur Anordnung einer Untersuchungshaft werde noch entschieden, hieß es.
Zuerst hatte der »Schwarzwälder Bote« über den Angriff berichtet. Demnach war auch das Rote Kreuz mit mehreren Einsatzfahrzeugen angerückt. Die Polizei riegelte das Gelände vorübergehend ab.
Im März vergangenen Jahres hatte es im Kreis Rottweil schon einmal eine Messerattacke in einer Behörde gegeben: Ein damals 25-Jähriger hatte den Kämmerer des Schramberger Rathauses niedergestochen und lebensbedrohlich verletzt. Das Landgericht Rottweil befand den Mann beim Prozess im Dezember für schuldunfähig und sprach ihn frei. Er muss jedoch auf unbestimmte Zeit in eine psychiatrische Klinik.
Zuletzt hatte in Köln der Tod eines Stadt-Mitarbeiters Entsetzen hervorgerufen: Der Mann war Mitte Dezember bei einem Hausbesuch erstochen worden, als er für die Vollstreckungsstelle Geld eintreiben wollte. Als er mit einer Kollegin an einem Mehrfamilienhaus klingelte, öffnete ihm ein Bewohner - und stach nach Polizeiangaben sofort zu. Nach der Attacke wurde der Mann in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Dass der mutmaßliche Täter bereits Bedienstete einer anderen städtischen Behörde angegriffen hatte - davon wusste das Opfer wohl nichts. Der Vorfall entfachte neue Diskussionen, ob es bessere Meldesysteme für derartige Angriffe geben müsste. Köln will nun ein solch ämterübergreifendes Register einführen.