Der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold (CDU), hat stocksauer auf den Umzug des Spielwarenherstellers Schleich nach München reagiert. Der CDU-Politiker sagte am Mittwoch: »Mit dem Wegzug wird mit einer alten Tradition gebrochen. Wir können nicht das Schickimicki-Umfeld wie München bieten.« Die Beschäftigten hätten die Unterstützung der Stadt und das Mitgefühl für ihren Kampf um den Standort.
Das mittelständische Unternehmen strukturiert um und verlegt nach fast 90 Jahren seinen Hauptsitz in die bayerische Landeshauptstadt. Der Schritt sei zum 1. Januar 2025 geplant, hieß es am Dienstag. Der Spielwarenhersteller wurde 1935 von Friedrich Schleich in der Kommune im Osten Württembergs gegründet.
241 Menschen von Verlegung betroffen
Arnold, seit 2009 Oberbürgermeister von Schwäbisch-Gmünd, sagte weiter, es habe ein Gespräch mit dem Schleich-Geschäftsführer gegeben, und dieser habe erklärt, dass bis Jahresende der Standort komplett geschlossen sei. »Es sind 241 Menschen mit ihren Familien direkt betroffen.« Schwäbisch-Gmünd habe alles, was die Substanz des Unternehmens ausmache.
Ein Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte, man habe erst aus der Presse von der Ankündigung des Unternehmens erfahren, nicht nur seinen Hauptsitz nach München verlagern zu wollen, sondern auch ganze Geschäftsbereiche ins Ausland. »Dieser Schritt ist nach den bisher vorliegenden Informationen nicht nachzuvollziehen.« Schleich habe als 90-jähriges Traditionsunternehmen schon viele wirtschaftliche Herausforderungen bestanden. Hierzu hätten seit jeher die in Schwäbisch-Gmünd beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beigetragen. »Das Wirtschaftsministerium wird jetzt sehr schnell versuchen, Kontakt zum Unternehmen herzustellen, um die genauen Gründe für diese Ankündigung zu erfahren.« Möglicherweise sei bei diesem Thema das letzte Wort noch nicht gesprochen. Gründe gäbe es sicherlich genug, zumal Schwäbisch Gmünd ein hervorragender Wirtschaftsstandort sei.
Grünen-Chefin Ricarda Lang sagte, sie bedauere, dass das Traditionswerk geschlossen werden solle. »Dass der Betriebsrat erst so spät miteinbezogen wurde, halte ich für falsch«, sagte Lang, die in Schwäbisch Gmünd ihren Wahlkreis hat. Es gehe nun darum, für die 241 Beschäftigten und deren Familien eine gute Lösung zu finden. »Sowohl für jene, die sich entscheiden, dem Unternehmen nach München oder Prag zu folgen, als auch für die überwiegende Mehrheit, die in Schwäbisch Gmünd bleiben wird.«
Schleich gehört mehrheitlich einem schweizerischen Finanzinvestor und ist einer der größten deutschen Spielzeughersteller. Bislang werden in Schwäbisch Gmünd noch immer Prototypen gefertigt, auch ein Teil des Marketings und des Vertriebs sitzen in der Kommune. Das Schleich-Büro in München gibt es seit 2021. In Zukunft soll ein neuer Standort in der tschechischen Hauptstadt Prag darüber hinaus unter anderem Finanzaufgaben und Kundenservice übernehmen. Die Logistik soll künftig ausgelagert werden, hatte das Unternehmen am Dienstag erklärt. Den Beschäftigten in Schwäbisch Gmünd wird demzufolge angeboten, an die zwei neuen Standorte zu wechseln.
Umsatzeinbruch erst 2023
Arnold sagte weiter: »Seit 2013 ist man von Umsatzrekord zu Umsatzrekord geeilt. Der Einbruch kam erst im letzten Jahr.« Der Erlös sank vergangenes Jahr um rund 15 Prozent auf 234 Millionen Euro. Als Grund für den Einbruch hatte Schleich unter anderem die gedämpfte Kauflaune genannt. Die Zahl der verkauften Figuren ging um mehr als ein Zehntel auf rund 35 Millionen Stück zurück. Zum Gewinn macht das Unternehmen generell keine Angaben. Schleich vertreibt seine Figuren und Spielsets nach eigenen Angaben in 60 Ländern und macht inzwischen mehr als 60 Prozent seines Geschäfts außerhalb Deutschlands.
Arnold sagte: »Schleich zählt zu den fünf besten Gewerbesteuerzahlern.« Der Oberbürgermeister denkt über einen Aktionstag nach und will auch die Politik auf Landes- und Bundesebene einschalten, um auf das Thema aufmerksam zu machen.
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