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Krisen machen auch Land als Bauherrn zu schaffen

Das Land verwaltet nicht nur, es lässt auch bauen, sanieren und modernisieren. Das kostet viel Geld, erst recht in Krisenzeiten. Außerdem wächst der Druck auf den öffentlichen Bauherrn durch die Klimakrise. Denn er hat sich Ziele gesteckt.

Baustelle
Die Silhouette eines Bauarbeiters zeichnet sich vor dem Morgenhimmel ab. Foto: Julian Stratenschulte
Die Silhouette eines Bauarbeiters zeichnet sich vor dem Morgenhimmel ab.
Foto: Julian Stratenschulte

Corona, der Ukraine-Krieg, steigende Energiekosten und Lieferengpässe auf dem Bau werden sich auch auf die Ausgaben des Landes als öffentlicher Bauherr auswirken. »Die Bedingungen werden im nächsten Jahr und auch im kommenden Winter sicher deutlich schwieriger werden«, sagte Andreas Hölting, Direktor des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, am Mittwoch in Stuttgart. Wie alle Immobilieneigentümer und Betreiber werde auch das Land zusätzliche Lasten zu tragen haben. »Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass wir hier höhere Finanzierungsbeträge für die laufenden Baumaßnahmen aufwenden müssen.«

Problematisch seien derzeit vor allem die gestörten Lieferketten in der Bauwirtschaft. Die Materialengpässe erschwerten die Bauprozesse, verlängerten die Bauzeiten und damit auch die Preise. Nach Angaben des Finanzministeriums ist allerdings aus diesem Grund auch ein milliardenschwerer »Investitionspuffer« für Energiekosten im Doppelhaushalt des Landes enthalten. »Er ist genau dafür gedacht, solche steigenden Kosten auszugleichen«, sagte ein Sprecher.

Herausfordernd wird für den öffentlichen Bauherrn auch weiterhin die Klimakrise. Das gesteckte Ziel, die Landesbetriebe bis 2030 klimaneutral zu gestalten, werde ohne Kompensationen wohl verfehlt, sagte Finanzstaatssekretärin Gisela Splett. »Bei den großen Heizkraftwerken sind die technischen Lösungen für eine umfassende Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeerzeugung derzeit noch nicht vollständig verfügbar«, sagte Splett. Sie rechne auch für 2030 mit einem »CO2-Sockel für die Landesgebäude«, der laut Finanzministerium kompensiert werden muss.

Nach Angaben Höltings ist es nicht möglich, an den zahlreichen denkmalgeschützten Landesgebäuden die energetischen Standards von Neubau zu erreichen. Außerdem sind 20 Prozent der Flächen angemietet. »Deswegen ist die Wärmeerzeugung der Schlüssel zur Klimaneutralität«, sagte der Direktor. Jedes zweite Landesgebäude sei ans Fernwärmenetz angeschlossen. Mit den externen Partnern, vor allem kommunale Gesellschaften, müsse die Energieerzeugung überdacht werden. »Das Land handelt da nicht allein. Und die acht Jahre, die wir noch haben bis 2030, sind für solche großen Themen wie die Umstellung der Wärmeerzeugung, ein sehr, sehr kurzer Zeitraum.«

Die Landesliegenschaften sind für 80 Prozent des CO2-Ausstoßes der Landesverwaltung verantwortlich. Im vergangenen Jahr wurde der jährliche Ausstoß der Landesgebäude laut Geschäftsbericht um 3700 Tonnen gesenkt - allerdings waren Betriebe auch weiterhin für 271.400 Tonnen verantwortlich.

Im vergangenen Jahr hat das Land laut Geschäftsbericht weniger in seine Bauprojekte investiert als im Jahr zuvor. 2021 wurden knapp 944 Millionen Euro für den Bau und Erhalt ausgegeben, im Vorjahr war es noch etwas mehr als eine Milliarde Euro. Der Investitionsschwerpunkt lag im vergangenen Jahr mit über 416 Millionen Euro erneut auf der Sanierung und Modernisierung der Landesgebäude. Der Gebäudeunterhalt hatte ein Volumen von rund 389 Millionen Euro. In neue Gebäude hat das Land rund 139 Millionen Euro investiert.

Baden-Württemberg besitzt als Land nach Angaben des Finanzministeriums rund 8000 Gebäude mit etwa 12 Millionen Quadratmeter Fläche sowie Grundstücke mit rund 35.000 Hektar Fläche. Zudem unterhält das Land etwa 1800 Anmietungen. Der Landesbetrieb vergibt pro Jahr durchschnittlich rund 30.000 Bauaufträge für die Sanierung landeseigener Gebäude und für Neubauten.

© dpa-infocom, dpa:220824-99-497919/3