Das lange Tauziehen von Land und Stadt Ellwangen um die Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge hat ein Ende: Die sogenannte LEA kann bis Ende 2025 betrieben werden. Das hat der Ellwanger Gemeinderat am Donnerstagabend beschlossen und damit einen seit längerem andauernden Streit mit der Landesregierung um die Zukunft des Geländes beigelegt. Zuvor hatte das Justizministerium in Stuttgart die Stadt wegen der enorm angespannten Flüchtlingssituation gebeten, die Ende des Jahres auslaufende Vereinbarung zu verlängern.
Nach dem nun beschlossenen Kompromiss bleibt die LEA bis Ende 2025 geöffnet. In dieser Zeit kann die Stadt weiter für das Gelände planen, auf dem unter anderem Wohnungen für 1800 Menschen gebaut werden sollen. Nach Angaben der Stadt und des für Migration zuständigen Justizministeriums hatten sich Justizministerin Marion Gentges (CDU), Ellwangens Oberbürgermeister Michael Dambacher und der Landrat des Ostalbkreises, Joachim Bläse, in den vergangenen Tagen geeinigt.
»Es waren intensive Verhandlungen, die wir geführt haben«, sagte Gentges am späten Donnerstagabend. »Wenn auf beiden Seiten berechtigte Interessen stehen, sind die Verhandlungen nicht einfach.« Angesichts der aktuellen Lage sei der Weiterbetrieb der LEA für das Land »unabdingbar«. Ellwangens OB Dambacher zeigte sich ebenfalls erleichtert: »Ich freue mich über das deutliche Votum und das klare Signal nach Stuttgart«, sagte er. »Mit dieser Entscheidung wurde den Interessen von Land und Stadt Rechnung getragen.«
Die Mehrheit im Ellwanger Gemeinderat wollte die LEA eigentlich zum Jahresende schließen. Während sich vor allem CDU und Freie Wähler gegen einen Weiterbetrieb ausgesprochen hatten, plädierten Grüne und SPD stets dafür. Bis zum Ende des gefundenen Zeitraums sollen nun in der Ellwanger LEA im Regelbetrieb weiter bis zu 700 geflüchtete Menschen untergebracht werden, maximal sollen es 1300 sein.
Die LEA gibt es seit dem Jahr 2015. Sie sollte zunächst für fünf Jahre betrieben werden. 2019 wurde die Vereinbarung zwischen dem Land und der Kommune bis Ende 2022 verlängert.
Der Druck für einen Kompromiss war zuletzt immer größer geworden: Nach Angaben des Migrationsministeriums sind bislang rund 170.000 Geflüchtete und Migranten im Südwesten angekommen, 142.000 von ihnen kommen aus der Ukraine. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte zuletzt betont, es sei für das Land faktisch nicht möglich, die Einrichtung zu verlassen, angesichts der Zahl geflüchteter Menschen.
Bei den Gesprächen hatte das für Migration zuständige Justizministerium bislang kein mögliches Enddatum für den Betrieb der Unterkunft genannt. Das aber hatte der Gemeinderat zur Bedingung gemacht.
© dpa-infocom, dpa:221215-99-918063/4