Das Ende seiner mehr als zweimonatigen Torflaute feierte Marvin Ducksch mit einem von seinen beiden Händen geformten Herzen. Mit zwei Treffern ebnete der Angreifer am Sonntag den Weg zum wichtigen 2:1 (1:0) von Werder Bremen gegen den VfB Stuttgart, durch den die Grün-Weißen einen riesengroßen Schritt in Richtung Klassenerhalt machten. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz bei noch vier ausstehenden Partien. Seit Sonntag können sie die Planungen für die kommende Erstliga-Saison an der Weser mit Vehemenz vorantreiben.
Doch trägt dann auch Ducksch weiter das Werder-Trikot? Daran hatte es zuletzt ein paar Zweifel gegeben. Der 30 Jahre alte Stürmer war bei einigen Fans in die Kritik geraten, weil er seit Anfang Februar keinen Treffer mehr erzielt hatte. In den sozialen Medien waren einige Anhänger nicht gerade zimperlich mit dem verhinderten Torjäger umgegangen, worüber sich dieser öffentlich beklagt hatte. »Wenn ich aus Sicht der Fans sprechen würde, hoffen sie, dass ich im Sommer weg bin«, hatte Ducksch Anfang der Woche im Podcast »Kicker meets DAZN« gesagt.
War die Herz-Geste nun also eine Versöhnung mit dem Bremer Publikum? So weit wollte Ducksch nicht gehen. »Das Herz war für meinen Sohn auf der Tribüne«, stellte er klar. Und auch die Kritik am Umgang mit ihm nahm er nicht zurück. »Es war einfach mein Gefühl in den letzten Wochen und Monaten, und deswegen habe ich das auch so gesagt«, erklärte der zweifache Nationalspieler. Mit der Unterstützung am Sonntag zeigte sich Ducksch aber zufrieden. »Die Fans haben uns heute richtig gut gepusht, jeden Einzelnen, weil sie gemerkt haben, dass jeder alles auf dem Platz lässt. Das war heute ein perfektes Zusammenspiel zwischen uns auf dem Platz und den Fans auf den Rängen.«
Auch deshalb hegt Ducksch aktuell keine konkreten Pläne, Werder nach der Saison zu verlassen. »Das Thema hat keinen großen Einfluss auf meine Situation im Sommer. Ich habe einen Vertrag bei Werder und fühle mich hier wohl«, sagte Ducksch, der nun immerhin schon wieder bei elf Saisontoren steht. Werder-Coach Ole Werner wird das gerne hören. »Marvin ist im dritten Jahr für uns ein Schlüsselspieler«, lobte der Bremer Trainer den Stürmer. »Ich bin froh, dass er da ist und auch wieder getroffen hat.«
Doch nicht nur Ducksch zeigte gegen den VfB eine deutliche Leistungssteigerung. Auch der Rest des Teams war wieder einmal zur Stelle, als es besonders wichtig war. Diese Stärke der Bremer, in entscheidenden Spielen die Nerven zu behalten und an die Leistungsgrenze zu gehen, ist ihr größtes Pfund im Abstiegskampf. »Wir versuchen, einfach bei uns zu bleiben. Wenn es gut läuft, heben wir nicht ab, und wenn es schlecht läuft, verfallen wir auch nicht in Panik«, sagte Werner.
Für den Werder-Coach war es ebenfalls ein wichtiger Dreier. Nach zuvor sieben sieglosen Partien war auch Werner in die Kritik geraten. Zwar hatte Fußball-Chef Clemens Fritz dem 35-Jährigen erst kürzlich noch öffentlich den Rücken gestärkt, doch ein weiteres Abrutschen in den Tabellenkeller hätte auch Werners Position geschwächt. So können der Bremer Trainer und sein Team dem Schlussspurt aber gelassen entgegenblicken. Auch deshalb fiel der Jubel im Weserstadion am Sonntag besonders euphorisch aus.
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