STUTTGART. Im Stuttgarter Prozess gegen mutmaßliche Führer der verbotenen türkisch-nationalistischen Straßengang »Osmanen Germania BC« ist ein baldiges Ende nicht in Sicht. Derzeit läuft es auf einen Showdown Ende Februar 2019 hinaus, wenn ein Hauptzeuge und zugleich Hauptbeschuldigter aus der Türkei zur Aussage nach Stuttgart eingeflogen werden soll. Dem Kronzeugen im Fall der blutigen Folter eines abtrünnigen Osmanen in Herrenberg bei Stuttgart sei freies Geleit zugesichert worden, hieß es bei Gericht, wenn er im Prozess gegen seine acht ehemaligen Brüder aussagt.
Angeklagt sind in Stuttgart acht mutmaßliche Mitglieder der rockerähnlichen Gang, die im Juli wegen Gefährdung der Allgemeinheit bundesweit verboten wurde - unter ihnen der selbst ernannte »Weltpräsident« und sein »Vizepräsident«, die von Südhessen aus agierten. Die Vorwürfe reichen von versuchtem Mord über versuchten Totschlag, gefährliche Körperverletzung und Zuhälterei bis zu räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung sowie Waffen- und Drogendelikten.
Schwerste Vorwürfe sind ein Überfall auf einen Kurden in Ludwigsburg und das brutale Vorgehen gegen ein abtrünniges Mitglied in Herrenberg 2017. Dem einstigen Chef der Osmanen im hessischen Gießen wurden dabei laut Anklage Zähne ausgeschlagen. Ihm wurde in den Oberschenkel geschossen und er wurde bis zur Bewusstlosigkeit getreten. Die Patrone sei ohne Betäubung aus dem Bein geholt worden. Das Bestrafungskommando hielt ihn tagelang gefesselt fest. Vor allem zu diesem Fall könnte der Kronzeuge Ende Februar als mutmaßlicher Mittäter aussagen. Insbesondere der damalige Stuttgarter-Osmanen-Chef muss dem Vernehmen nach dafür mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Ebenso wie der einstige Welt-Vizepräsident aus Südhessen. (dpa)