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Karlsruher Zoochef macht Artenschutz zur Prämisse

In Zoos können Besucherinnen und Besucher exotische Lebewesen beobachten und manchmal auch niedliche Tierbabys fotografieren. Doch es müsse um mehr gehen, mahnt der Karlsruher Direktor. Dabei sind nicht nur herausragende Arten wie Eisbär, Koala und Co. im Fokus.

Matthias Reinschmidt
Matthias Reinschmidt bei einer Aufzeichnung der Radio-Bremen-Talkshow »3nach9«. Foto: Sina Schuldt/DPA
Matthias Reinschmidt bei einer Aufzeichnung der Radio-Bremen-Talkshow »3nach9«.
Foto: Sina Schuldt/DPA

Der Karlsruher Zoo will noch mehr als ohnehin schon auf Artenschutz setzen. Das sei das Hauptkriterium, wenn künftig neue Tiere aufgenommen werden sollen, sagte Direktor Matthias Reinschmidt der Deutschen Presse-Agentur. »Ein Zoo, der sich nur auf Haltung beschränkt, ist out.« Es brauche die Verbindung zur Natur.

Wer für die Schließung von Zoos und Tierparks ist, nimmt aus Reinschmidts Sicht in Kauf, dass Tierarten aussterben. »Wer soll es sonst machen, wer hat die Expertise«, fragte der Fachmann.

Als er im Juli 2015 die Leitung des Karlsruher Zoos übernahm, habe es 40 Zuchtprogramme für bedrohte Arten gegeben. Inzwischen seien es mehr als 90, sagte Reinschmidt. Darunter seien Exoten wie der durch den Vietnam-Krieg in dem asiatischen Land ausgerottete Edwardsfasan. Aber der Zoologische Stadtgarten unterstütze auch lokale Projekte.

Dabei geht es unter anderem um Moorfrösche und Kiebitze, die im Zoo großgezogen und dann ausgewildert werden. Derzeit versuchten die Fachleute, den Goldenen Scheckenfalter zu züchten, den das Regierungspräsidium wieder im Landkreis Karlsruhe ansiedeln wolle. »Wir sind in der Entwicklung«, sagte Reinschmidt. In Norddeutschland sei die Zucht schon erfolgreich gewesen, in Karlsruhe arbeiteten die Mitarbeiter noch mit den Raupen. Man stehe im Austausch.

Ein anderes Projekt betrifft den Zitronenzeisig. Ein kleiner Vogel, der laut dem Zoodirektor im Nordschwarzwald ausgestorben ist. Im Südschwarzwald lebten rund 20 Pärchen. »Wir stehen noch ganz am Anfang«, erklärte Reinschmidt. Die Vögel seien unauffällig, würden in der Natur schnell übersehen. »Wir kümmern uns auch um solche Arten.«

Ziel eines solchen Artenschutzprogramms sei im Grunde immer, dass es irgendwann nicht mehr nötig ist, sagte der Experte. Das beste Beispiel für einen solchen Erfolg sei der Weißstorch. »Mittlerweile gibt es wieder so viele in Deutschland wie seit hundert Jahren nicht mehr.« Die Artenschützer könnten sich nun zurückziehen.

Um die Arbeit finanziell zu decken, wurde im Jahr 2016 die Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe gegründet. Sie nimmt für den Zoo die von der EU-Zoorichtlinie geforderte Aufgabe des Artenschutzes wahr und fördert weltweit Projekte, die dem Erhalt der biologischen Vielfalt dienen. Im südamerikanischen Ecuador etwa, wo den Angaben zufolge zum Beispiel 130 Kolibri- und 4000 Orchideenarten ihre Heimat haben, hat die Stiftung ein Reservat gekauft, in dem der sogenannte Nebelwald geschützt und Rinderweiden wiederaufgeforstet werden.

Zoo über Artenschutzprojekt Kiebitze

Infos über Artenschutzstiftung

© dpa-infocom, dpa:230725-99-519556/2