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Kann digitales Training Stress bei Krebspatienten lindern?

Die Diagnose Krebs und der Kampf gegen die Krankheit sind extrem belastend. Viele Patienten leiden auch an Angststörungen, Depressionen und Schlaflosigkeit. Eine Studie beschäftigt sich mit einer möglichen Linderung.

Digitalisierung in der Medizin
Eine Person betätigt ein digitales Bedienfeld. Foto: Verena Müller
Eine Person betätigt ein digitales Bedienfeld.
Foto: Verena Müller

Wenn Menschen an Krebs erkranken, haben sie neben den körperlichen Belastungen häufig auch mit psychischen Folgen zu kämpfen. Eine Studie untersucht nun, wie Betroffene ohne Möglichkeit zu einer psychologischen oder psychoonkologischen Betreuung dennoch Hilfe bekommen können. Dies kann laut Johanna Graf von der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsklinik in Tübingen sehr wichtig sein, wenn Krebspatienten etwa Anfahrtswege von mehreren Stunden haben, weil vor Ort keine Anlaufstelle ist, oder weil Kinder versorgt werden müssen und deswegen wenig Zeit bleibt. »Die Frage, die wir uns stellen ist: Wie kann man die psychoonkologische Versorgung von krebserkrankten Menschen auch ohne direkte, menschliche Ressourcen verbessern?«, erklärt Graf.

Ziel der Studie ist es laut Graf zu schauen, ob die Patienten das Online-Training als hilfreich erleben. »Die Besonderheit ist, dass die Betroffenen das Training selbstständig machen können«, sagt Graf. Dabei können sie 16 verschiedene Module durchgehen, wie zum Beispiel das Modul Kreativität und Stressmanagement, am Ende eines jeden Moduls folgen Achtsamkeitsübungen angeleitet von einer Sprecherin. »Das Warten auf einen Befund kann bei vielen Patienten belastende Gefühle hervorrufen. Sie fühlen sich dann schlecht und zeigen Symptome wie Verspannungen, Ängste und Schlaflosigkeit«. »Mutmachende Gedanken« wirkten sich positiv aus in einer Stresssituation, sagt Graf.

Die Studie mit 600 Patienten wird derzeit in Essen, Tübingen, Erlangen, Freiburg, Mainz, München und Leipzig durchgeführt. Die Leitung der Studie liegt bei den Universitätskliniken Essen, Tübingen und Erlangen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt.

Laut der Deutschen Krebsgesellschaft hat sich in den Kliniken bei der psychoonkologischen Versorgung viel getan. Eine solche Beratung und Behandlung werde in vielen onkologischen Akut- und Nachsorgekliniken angeboten. Diese Beratung sei in der Regel für alle Patienten und Angehörige kostenfrei. Die Kosten für eine ambulante Psychotherapie können nach Auskunft des Deutschen Krebsforschungszentrums von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, wenn eine entsprechende Belastung vorliegt und der Psychotherapeut über eine Kassenzulassung verfügt.

Hintergrund zur Studie

© dpa-infocom, dpa:220306-99-404729/3