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»Kaiser und Sultan« beleuchtet Verflechtungen in Europa

Kriege, Flüchtlinge, andere Kulturen - das 17. Jahrhundert ist ein Spiegel unserer Zeit, meint das Badische Landesmuseum. In der Schau »Kaiser und Sultan« dokumentiert es wechselseitige Einflüsse.

Die Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul (Türkei). Foto: Marius Becker/Archiv
Die Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul (Türkei). Foto: Marius Becker/Archiv
Die Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul (Türkei). Foto: Marius Becker/Archiv

Karlsruhe (dpa/lsw) - Turbanhelm und Zepter, Kaffee und Pluderhosen - historische und kulturelle Verflechtungen im Europa des 17. Jahrhunderts werden im Herbst in einer Ausstellung in Karlsruhe beleuchtet. »Kaiser und Sultan - Nachbarn in Europas Mitte 1600 - 1700« präsentiert im Schloss rund 350 Exponate, die gegenseitige Einflüsse belegen. Ein Highlight der Schau zum 100-jährigen Gründungsjubiläum des Museums ist ein riesiges blaues türkisches Zelt, das einen ganzen Saal füllt. Den Besucher erwarten Prunkwaffen, Helme, Herrscherinsignien und Kuriosa wie eine Telleruhr oder eine reich verzierte Handpauke. Auch soll er die Zeit aus den Augen einer ungarischen Freiheitskämpferin erleben können.

Das Museum kann für die Ausstellung (19. Oktober 2019 - 19. April 2020) neben wertvollen Leihgaben auf eigenen Bestand zurückgreifen: die »Türkenbeute«, jene Trophäensammlung der badischen Markgrafen aus den Türkenkriegen des 17. Jahrhunderts. Wie kaum eine andere Sammlung steht sie nach Angaben des Museums für die Geschichte Badens und beleuchtet zugleich deren europäische Dimension.

Die Schau vereint erstmals in großem Umfang die Sammlungen aus Karlsruhe mit der bedeutenden »Türckischen Cammer« der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Leihgaben kommen auch aus Budapest, Krakau, Wien sowie aus Ptuj (Slowenien). Ein wissenschaftlicher Beirat mit Vertretern von Universitäten und Museen aus Deutschland, Kroatien, Österreich, Polen und Ungarn begleitet das Projekt.

Das östliche Mittel- und Südosteuropa - von den Osmanen Rumelien genannt - war im 17. Jahrhundert Schauplatz von Kriegen und Glaubenskonflikten. Ungarn, Siebenbürgen und die Balkanhalbinsel wurden zu Transit- und Grenzräumen. »Gerade dieser Korridor bildete sich auf dem europäischen Kontinent zu einem bislang kaum bekannten Tor des Wissenstransfers heraus«, so das Museum in seiner Vorankündigung. Die Große Landesausstellung will zivilisatorische Neuerungen in Architektur, Kunst, Mode und Technik in den Mittelpunkt rücken.

Im Fokus sind rund 100 Jahre: vom »Langen Türkenkrieg« (1593-1606) bis zum Ende des »Großen Türkenkriegs« (1683 - 1699). Mit den politischen, wirtschaftlichen und religiösen Kriegen, Flucht- und Migrationsströmen sei das 17. Jahrhundert ein »Spiegel unserer Zeit«, so das Museum.

Link zur Ausstellung