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Jetzt gibt's Corona als Plüschtier fürs Kinderzimmer - ohne Infektionsgefahr

Corona dominiert seit zwei Jahren das gesellschaftliche Leben. Das geht an den Kleinsten nicht spurlos vorbei. Mitunter schaffen es coronaspezifische Artikel sogar ins Kinderzimmer.

KARLSRUHE. Es ist knautschig, hat große Kulleraugen und sieht ein bisschen so aus, als würde es die Zunge rausstrecken. In dieser Form verliert das Coronavirus seinen Schrecken als womöglich todbringende Krankheit. Zu einer Plüschvariante mutiert taugt es als Spielzeug. 

Vertrieben wird es - wie auch die Modelle »Totes Covid«, »Antikörper« und eine weiche Version des »Covid-19-Impfstoffs« - über die Internetseite riesenmikroben.de von Karlsruhe aus.

Erdacht und entworfen werden die Mikroben in den USA, wie Tobias Dietrich erklärt. Erfinder Drew Oliver habe 2003 die ersten vier - Erkältung, Grippe, Halsschmerzen, Magenschmerzen - als Anschauungsmaterial für seine Kinder entwickelt. Mit der Corona-Pandemie kamen dann auch die Sars-CoV-2-Modelle. Die Covid-19-Riesenmikrobe sei ungefähr dreimal so stark nachgefragt wie der beliebteste Nicht-Corona/Antikörper-Artikel, die Gehirnzelle. »Insgesamt schwankt der Absatz - je nachdem, wie stark das Thema «Covid» und «Impfung» gerade in der öffentlichen Diskussion ist.«

Flauschige Mutanten

Die Plüsch-Mutante des Virus ist einer von wenigen coronaspezifischen Artikeln auf dem Markt, die sich wohl auch in Kinderzimmern wiederfinden können. Schon kurz nach Einführung der Maskenpflicht schneiderten manche Eltern dem Nachwuchs auf dessen Wunsch hin Mini-Masken, die auch beim Kaufladen-Spielen aufgesetzt wurden.

»Kinder spielen die Welt der Erwachsenen im Kleinen nach, deshalb ist der Alltag in der Pandemie beim Spiel präsent«, sagt Steffen Kahnt, Geschäftsführer vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels. Doch ist das Thema Corona für die Spielwarenindustrie eher eine Nische: »Spiele, die speziell biologische Aspekte der Pandemie aufgreifen, beobachten wir aktuell noch nicht als Mega-Trend.«

Dennoch haben manche Unternehmen reagiert und kindgerechte Produkte entwickelt. Der Tessloff Verlag aus Nürnberg etwa verantwortet die Reihe »Was ist was« und hat nach Ausbruch der Pandemie schnell eine Broschüre über Viren entwickelt - kostenfrei in Online- und Printversionen. 70.000 Exemplare der Print-Ausgabe wurden inzwischen gestreut, wie eine Verlagssprecherin mitteilt. Zudem gebe es mehr als 4000 Downloads. Das Buch »Was ist was Naturwissenschaften easy! Die Viren und wir« sei sogar schon vor der Pandemie geplant gewesen. »Wir haben den Band dann lediglich leicht angepasst.«

Markt für Kindersachbücher im Aufwind

Die Warengruppe Kindersachbuch sei 2021 im Vergleich zu 2019 laut Media Control im deutschsprachigen Raum um 14 Prozent gestiegen, ordnet die Sprecherin ein. »Tessloff als einer der maßgeblichen Verlage in diesem Bereich hat prozentual sogar noch deutlich mehr an Umsatz gewonnen.« Dabei seien nicht nur Titel zu Themen wie Körper oder Naturwissenschaften wie Biologie und Chemie gefragt.

»Interessanterweise besteht seit Beginn der Pandemie auch eine verstärke Nachfrage nach klassischen Geschichtsthemen, wie «Das alte Rom», «Die alten Griechen» oder «Das alte Ägypten»«, berichtet die Tessloff-Sprecherin. »In unsicheren Zeiten ist das Bedürfnis nach Bekanntem offenbar stärker.« Hinzu komme wohl auch wegen des Homeschoolings ein größerer Bedarf an fundiertem, spannend vermitteltem Sachwissen. Die Nachfrage nach zukunftsorientierten Bänden sei jedenfalls im gleichen Zeitraum leicht zurückgegangen.

Nichtsdestotrotz dominiert Corona in solchen infektionslosen Formen bei weitem nicht die Kinderzimmer. Auch Dietrich in Karlsruhe sagt, dass die Riesenmikroben verglichen mit lizensierten Plüschartikeln großer Hersteller nur in Kleinstmengen produziert würden. Er vertreibt sie in Deutschland und seit dem Brexit auch in Länder, die zuvor aus England beliefert wurden, wie Belgien, Dänemark, die Niederlande und Tschechien.

Die Covid-Mikroben würden oft einzeln gekauft, aber auch in Kombination. Am beliebtesten seien dabei Covid-19 und der Impfstoff, berichtet der Unternehmer. Und sie sind auch nicht nur für Kinder gedacht, sondern etwa als betriebliches Dankeschön für Corona-Gestresste. Offenbar schicken manche Käufer die Exemplare auch Erkrankten nach Hause: »Meine Kunden haben die Möglichkeit, der Sendung kostenlos eine Grußkarte beilegen zu lassen, im Moment sind da viele «Kopf hoch, gute Besserung!»-Nachrichten dabei.« (dpa)