Um die Zukunft der Industrie in Baden-Württemberg zu sichern, fordert die Gewerkschaft IG Metall gemeinsame Kraftanstrengungen von Politik, Unternehmen und Sozialpartnern. Ihre Idee: Eine Zukunftsallianz, die industriepolitischen Weichenstellungen für das Land und Schritte zu deren Umsetzung entwickelt. Das teilte die Gewerkschaft nach der Bezirkskonferenz in Ludwigsburg mit.
»Die Federführung und Organisation einer solchen industriepolitischen Allianz sehen wir als politische Chefsache an«, heißt es in einem Positionspapier. Angegangen werden sollen zum Beispiel Themen wie Forschung und Entwicklung, Qualifikation und Kompetenzen, politische Rahmenbedingungen, Infrastruktur und kritische Standortfaktoren sowie Leistungsfähigkeit der Verwaltung. Man fordern Entscheiderinnen und Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft dazu auf, sich zu beteiligen, hieß es.
Die Südwestindustrie sei heute noch in einer starken Position und Garant für Wohlstand und gute Arbeit, teilte die Bezirksleiterin der IG Metall im Südwesten, Barbara Resch, mit. Viele Beschäftigte blickten aber mit zunehmender Sorge auf ihre Zukunftsaussichten. Wenn jetzt nichts getan werde, würden in den nächsten Jahren die wirtschaftlichen Probleme zunehmen und der Druck auf Arbeitsbedingungen und -standards steigen. »Es droht ein Teufelskreis aus politischen Versäumnissen und einem häufig mut- und ideenlosen Management.«
IG Metall: Darf kein Weiter-so geben
Die Industrie im Land solle auch 2035 noch zur Spitze gehören. Daher dürfe es kein Weiter-so geben. Von den Unternehmen fordert die Gewerkschaft mehr Mut und Ehrgeiz, vor allem bei der Ansiedlung von Zukunftsprodukten an den heimischen Standorten. Von der Politik erwartete die IG Metall eine spürbare Verbesserung der Standortbedingungen. Abläufe in der Verwaltung müssten schneller und digitaler werden. Bürokratische Hürden dürften Innovation und Investitionen nicht ausbremsen, der Fachkräftebedarf müsse gesichert werden.
In Baden-Württemberg gibt es bereits seit 2017 den »Strategiedialog Automobilwirtschaft«, der sich mit Zukunftsthemen dieser industriellen Kernbranche auseinandersetzt. Insgesamt erwirtschafte die Industrie vergangenes Jahr nach Angaben des Statistischen Landesamtes fast ein Drittel von Baden-Württembergs Bruttoinlandsprodukts. Rund 1,3 Millionen Menschen waren 2023 in der Südwestindustrie beschäftigt.
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