Nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen 49-Jährigen in Mannheim haben Hunderte Menschen des Toten bei einer Mahnwache gedacht. Einem Polizeisprecher zufolge kamen geschätzt rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - deutlich mehr als gedacht. Ferner sollte die Leiche des Mannes obduziert werden, den Polizisten am Samstag bei einem Einsatz erschossen hatten. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg (LKA) sagte am Abend, ein Obduktionsergebnis liege ihm noch nicht vor. Eventuell solle es an diesem Donnerstag weitere Informationen zu dem Fall geben.
Polizisten hatten den Mann erschossen, nachdem er mit einem Küchenmesser auf sie losgegangen war. Zuvor hatte er selbst den Notruf gewählt und angegeben, eine Straftat begangen zu haben. Was er damit meinte, war auch am Mittwoch noch unklar. Hinweise auf ein Verbrechen gebe es »eher nicht«, meinte ein LKA-Sprecher auf Anfrage.
Wie es zu den tödlichen Schüssen kam, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Nach dpa-Informationen waren zuvor Versuche fehlgeschlagen, auf den Mann deeskalierend einzuwirken und ihn dazu zu bewegen, das Messer abzulegen. Als er erneut auf die drei Polizisten zugegangen sei, soll ein Beamter vier Schüsse auf den Mann abgegeben haben. Dadurch wurde der 49-Jährige tödlich verletzt. Er starb in einem Krankenhaus. »Wir ermitteln in alle Richtungen«, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
In der Folge rief die »Initiative 2. Mai« zu der Mahnwache am Mittwochabend auf sowie zu einer Kundgebung am kommenden Samstag. Die Aktionen stehen unter der Überschrift »Wie viele noch?«.
Denn es ist nicht der erste Vorfall dieser Art in Mannheim: Die Initiative ist nach einem Ereignis am 2. Mai 2022 benannt, bei dem ein psychisch kranker Mann infolge eines Polizeieinsatzes in der Mannheimer Innenstadt starb. Der Prozess gegen zwei beteiligte Beamte wegen Körperverletzung im Amt mit Todesfolge beziehungsweise wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen soll am 12. Januar beginnen.
Die Initiative nennt auf ihrer Internetseite weitere Beispiele aus der Region und spricht von einem Muster eskalierender Polizei. Auch andere Strukturen funktionierten nicht in ausreichenden Maße. So fehle es etwa im Gesundheitssystem an Geld, um Menschen mit psychischen Erkrankungen allumfassend versorgen zu können.
Polizisten dürfen Dienstwaffen nur als sogenannte Ultima Ratio, also als äußerstes Mittel, einsetzen. Das LKA ermittelt, wie die Sachlage in dem aktuellen Fall war. Es sei in solchen Fällen »übliche Praxis«, dass zur Prüfung ein Strafverfahren eingeleitet wird.
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