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Hochschulen wenden sich nach Angriffskrieg von Russland ab

Deutschland kappt auf immer mehr Ebenen die Verbindungen zu Russland nach dem Angriff auf die Ukraine. Der Sport wendet sich ab, die Kultur zieht Konsequenzen und auch die Wissenschaft will mit Russland und Belarus nichts mehr zu tun haben - wie in Baden-Württemberg.

Theresia Bauer (Bündnis 90/Die Grünen)
Theresia Bauer (Bündnis 90/Die Grünen), Wissenschaftsministerin von Baden-Württemberg. Foto: Marijan Murat
Theresia Bauer (Bündnis 90/Die Grünen), Wissenschaftsministerin von Baden-Württemberg.
Foto: Marijan Murat

Nach dem Angriff auf die Ukraine brechen auch die baden-württembergischen Hochschulen ihre Verbindungen zu Russland und Belarus weitgehend ab. »Es ist angesichts eines ungerechtfertigten Angriffskriegs selbstverständlich, dass staatliche russische - und belarussische - Institutionen nicht von Projektmitteln der Bundesrepublik profitieren dürfen«, erklärte die Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg am Dienstag auf Anfrage.

Der Austausch mit russischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werde dagegen auf individueller Ebene fortgesetzt, um die demokratischen Kräfte des Landes zu stärken. Eine große Zahl von ihnen verurteile den Angriffskrieg gegen die Ukraine, sagte Stephan Dabbert, der Rektor der Universität Hohenheim und Vorsitzende der Konferenz.

Landeswissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) hatte die Hochschulen zuvor aufgerufen, bestehende Beziehungen zum Staat und zu russischen Einrichtungen kritisch zu prüfen und auszusetzen, soweit das zu vertreten sei. »Menschenrechte, Freiheit und Frieden sind Grundlagen von Wissenschaft und Forschung«, schrieb Bauer nach Angaben des Ministeriums vom Dienstag an die Hochschulen. »Werden diese derart grundsätzlich infrage gestellt, wie derzeit von dem russischen Präsidenten, kann dies auch im Wissenschaftsaustausch nicht folgenlos bleiben.«

Bauer will Forschungsgelder streichen und auch keine gemeinsamen wissenschaftlichen und forschungspolitischen Veranstaltungen mehr ausrichten. Ebenso wenig werde es bis auf Weiteres neue Kooperationsprojekte geben.

Mit der Ukraine sollte dagegen so weit wie möglich zusammengearbeitet werden, appellierte Bauer in ihrem Schreiben. Dazu gehörten auch der Austausch von Studierenden und die Förderung bilateraler Forschungsprojekte. »Geflüchtete Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden wir gemeinsam mit Ihnen unterstützen und sind für die ersten bereits übermittelten kurzfristigen Initiativen vor Ort sehr dankbar.«

Nach Angaben des Landes sind rund 460 Studierende aus der Ukraine an baden-württembergischen Hochschulen eingeschrieben. Sie müssten ebenso wenig Studiengebühren zahlen wie Flüchtende, die in Baden-Württemberg noch mit dem Studium beginnen. Laut Ministerium halten sich derzeit zudem rund 180 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Ukraine in Baden-Württemberg auf.

Der Rektoren-Vorsitzende Dabbert sagte, die einzelnen Universitäten stünden bereits in Kontakt mit den Studierenden und Wissenschaftlern. Das gelte vor allem für diejenigen, die eigentlich sehr bald in ihre Heimat zurückgekehrt wären. »Hier müssen Mittel und Wege gefunden werden, um eine Verlängerung des Aufenthalts zu gewährleisten.«

Die AfD bezeichnete Bauers Aufruf dagegen als »Kurzschluss-Forderungen« und »blinden Aktionismus«. »Ihr Aufruf zerstört lange gewachsene Wissenschaftsbeziehungen mal eben so nebenbei«, kritisierte der Bildungsexperte der AfD-Landtagsfraktion, Hans Peter Hörner. Der »Boykottaufruf« Bauers treffe nicht die wahren Schuldigen, sondern »die einfachen Bürger«.

© dpa-infocom, dpa:220301-99-336144/4