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Hochdeutsch oder Dialekt? Was Politiker aus der Region sprechen

Eine Umfrage bei den Landtagsabgeordneten aus der Region, wie sie es mit dem Dialekt halten

Wörterbuch-Miniausgaben mit verschiedenen deutschen Dialekten.  FOTO: DPA
Wörterbuch-Miniausgaben mit verschiedenen deutschen Dialekten. FOTO: DPA
Wörterbuch-Miniausgaben mit verschiedenen deutschen Dialekten. FOTO: DPA

REUTLINGEN. Ministerpräsident Winfried Kretschmann bekennt sich zum Dialekt und redet auch im Landtag oder bei öffentlichen Veranstaltungen Schwäbisch. Doch es gibt immer weniger Mundart-Sprecher. Der GEA hat bei den Landtagsabgeordneten aus der Region nachgefragt, wie sie es mit dem Dialekt halten.

- Thomas Poreski, Grüne

Sie sollen es nicht müssen, aber weiterhin dürfen. Tatsächlich tun wir das längst, gewollt oder ungewollt: Obwohl ich ja finde, dass ich gepflegtes Hochdeutsch beherrsche, werde ich in anderen Teilen unseres Landes interessanterweise immer als »Schwabe« identifiziert. Würden wir unseren Dialekt im Landtag allerdings durchgehend in Reinform sprechen, wäre damit zu rechnen, dass im Parlament nicht nur Schwäbisch gschwätzt wird, sondern von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Landesteilen auch breites Kurpfälzisch und Alemannisch, was die gegenseitige Verständlichkeit und die Verständigung nicht gerade verbessern würde. Verständigung und Verständlichkeit innerhalb und außerhalb des Parlaments gehören jedoch aus guten Gründen zu den Kernaufgaben aller Landtagsabgeordneten.

- Manuel Hailfinger, CDU

Meine Reden im Landtag stehen immer unter dem Motto: »Wir können alles. Außer Hochdeutsch.« Noch ist Baden-Württemberg auch eine Hochburg der Mundarten. Vom Rheinfränkischen in der Kurpfalz bis zum Allgäu und vom Alemannischen in Südbaden über alle schwäbischen Dialekte bis zum Fränkischen an der Grenze zu Bayern. Immer weniger Menschen sprechen aber einen Dialekt. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass Dialekte als Teil der Sprachkultur im Bereich der Kitas und Schulen gestärkt werden. Außerdem konnte ich erfolgreich daran mitwirken, dass das Land jährlich 50 000 Euro für Mundartpreise und 78 000 Euro als Zuschuss für einen landesweiten Dachverband für Dialekte zur Verfügung stellt.

- Cindy Holmberg, Grüne

Schwäbisch schwätza is oifach schee. Persönlich schätze ich Schwäbisch sehr, auch wenn ich mehrsprachig aufgewachsen bin und oft hochdeutsch sprechen musste. Schwäbisch ist eine bedeutende regionale Sprache, die von vielen in unsere Region geschwätzt wird. Es ist Teil der kulturellen Identität unserer Region sowie ein wichtiger Bestandteil des Erbes und der Traditionen. Wenn Abgeordnete im Landtag schwäbisch schwätzen, können sie die Beziehung zwischen dem Landtag und der Bevölkerung stärken und das Gefühl vermitteln, dass ihre Sprache und Kultur respektiert und geschätzt wird. Dies gilt insbesondere für mich, da in meinem Wahlkreis hauptsächlich Schwäbisch geschwätzt wird. Im Landtag wird oft schwäbisch oder badisch gesprochen. Niemand versucht seinen Dialekt zu unterdrücken. Am wichtigsten für uns als Abgeordnete ist, die Interessen und Bedürfnisse der Bürger von Baden-Württemberg zu vertreten und politische Entscheidungen zu treffen, die im besten Interesse des Landes und seiner Bürger sind. Dies sollten wir in der Sprache tun, die uns erlaubt, unser Ziel zu erreichen.

- Rudi Fischer, FDP

Ich begrüße die Gründung eines Dachverbandes für Mundart. Sie ist Teil unserer Kultur und unserer Identität. Ob eine Abgeordnete oder ein Abgeordneter im Landtag Dialekt sprechen möchte, sollte demjenigen selbst überlassen werden. Sprache ist ja ein zentraler Teil des politischen Auftritts. Wer eine Debatte verfolgt, sieht schnell, dass viele Mitglieder des Landtags mit regionalen Einfärbungen sprechen. Dieses bunte Bild der baden-württembergischen Dialektlandschaft finde ich sehr schön. Schwäbisch, badisch, kurzpfälzisch, aber auch der ein oder andere »neigschmeckte« Dialekt aus anderen (Bundes-)Ländern zeigt, wie heterogen die Landespolitik ist.

- Joachim Steyer, AfD

Die Politik der etablierten Parteien ist bereits jetzt in zahlreichen Bereichen unverständlich. Das wird auch in Mundart – egal ob schwäbisch oder badisch – vorgetragen nicht besser, sondern höchstwahrscheinlich nur noch schlimmer. Insofern halte ich davon rein gar nichts. Zumal es nicht darauf ankommt, wie im Parlament geredet wird, sondern was. In meinem Fall war und ist das dialektfreier Klartext, den jeder interessierte Bürger versteht, der sich meine Landtagsreden vor Ort oder im Internet anhört.

- Dorothea Kliche-Behnke, SPD

Schwäbisch em Landdag? Des fändad a baar mainr Kolleg*enna sichr edd schleachd, dia jedzd scho em schönschda Schwäbisch ihre Reda halded. Andre fändad des wohl firchderlich: Main Moheimr Kollega zom Beischbil wird nix drzu brenga, Schwäbisch zom schwätza – z’dief sidzd doa des Kurbfälzische. Denn en Bada-Wirddaberg gibd’s deidlich meeh, als oin Dialegd: Alemannisch, Baddisch ond Haualauisch wird em Südweschda neba Kurbfälzisch ond Schwäbisch au no gschwätzd. Dia bonde Schbroachavielfald em Ländle isch a ächdr Schadz, den’s zom bewahra gild. I be selbschd Midglied em Schwäbischa Dialekdverei, obwohl i selbr kaum schwäbisch schwädz. (GEA)