Stuttgart (dpa/lsw) - Nach millionenschweren Investitionen und dank neuer Angebote etwa für junge Urlauber und Naturfreunde rechnen die meisten Heilbäder und Kurorte in Baden-Württemberg mit steigenden Zahlen im laufenden Reisejahr. »Generell blickt die Branche positiver in die Zukunft«, sagte Heilbäderpräsident Fritz Link am Samstag auf der CMT 2020 in Stuttgart.
Bereits im vergangenen Jahr habe sich der positive Trend fortgesetzt, sagte Link, der auch Bürgermeister der Schwarzwald-Gemeinde Königsfeld ist. Konkrete Zahlen lägen zwar erst in einigen Monaten vor. Doch eine Mehrheit der 56 Heilbäder und Kurorte im Südwesten erwarte für das zurückliegende Jahr mehr Ankünfte und auch Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr. »Teilweise belief sich das Plus auf bis zu 20 Prozent«, sagte Link.
2018 waren die Kommunen auf über drei Millionen Ankünfte in Gastbetrieben und mehr als zwölf Millionen Übernachtungen gekommen. Das sind knapp ein Viertel aller Übernachtungen im Südwesten.
»Ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein, die Erholungssuche sowie der demografische Wandel arbeiten für uns«, sagte Link. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichten nun ein Alter, in dem Gesundheit, Entspannung und Kurzurlaube nachgefragt würden. Auch jüngere Menschen zwischen 30 und 40 Jahren suchten Entschleunigung.
Außerdem spiele die zunehmende Suche nach umwelt- und klimafreundlichen Urlaubsalternativen den Kommunen in die Karten: »Es gibt in breiten Kundenkreisen eine Rückbesinnung auf regionale und ortsgebundene Heilmittel«, sagte Link. »Und sicher überlegen sich viele auch, ob sie aus Umweltbewusstsein tatsächlich ins Ausland fliegen müssen für einen Kurzurlaub.«
In den Fokus nehmen die Gesundheitskommunen auch die Wohnmobilfahrer: Über ein neues Web-Portal sollen Informationen für sie besser aufbereitet und Suchen vereinfacht werden. Insgesamt generierten Wohnmobilfahrer im Jahr 2018 auf den Stellplätzen in baden-württembergischen Heilbädern und Kurorten 881 469 Übernachtungen, teilte der Verband mit. 22 Orte bieten in unmittelbarer Nähe zu einer Therme Wohnmobilstellplätze an. Geht das zu Lasten der Hotels am Ort? »Nein, keineswegs, da gibt es keine Kannibalisierung, weil es sich um eine andere Zielgruppe handelt. Diese Urlauber würden den Orten ansonsten verloren gehen.«
Schwerpunkte im laufenden Jahr setzen die Kommunen nach Angaben von Verbandspräsident Link in die Themen »Erholungssuche« und »Gesundheit aus der Natur«. Zur Entschleunigung, für Auszeiten vom Alltag oder auch zum populärer werdenden Waldbaden seien in den Heilbädern und Kurorten Wanderwege angelegt und E-Bike-Touren entwickelt worden, außerdem gebe es neue Zertifizierungen - beispielsweise für »Nachhaltige Destinationen«. Nach einer Branchenbefragung wollen die Kurorte und Heilbäder im laufenden Jahr zwischen 10 000 Euro und 12 Millionen Euro in neue Angebote und Infrastruktur investieren.
Unter allen Bundesländern hat Baden-Württemberg laut Verband die meisten anerkannten Heilbäder und Kurorte. Bevor ein Ort ein solches Prädikat erhält, muss er staatlich geprüft werden. Er muss unter anderem über ein Heilmittel mit wissenschaftlich anerkannter Wirkung, zum Beispiel Quellwasser, und eine hohe Luftqualität verfügen.