Stuttgart (dpa/lsw) - Von der Digitalisierung erwartet Weigeldt eine bessere Kommunikation zwischen Ärzten, Patienten und Krankenkassen sowie einen Abbau von Bürokratie. Als erfolgversprechendes Projekt nannte er die Digitalisierung der medizinischen Fachangestellten. Diese könnten dabei die während ihrer Hausbesuche bei Patienten erhobenen Daten dem Praxisarzt elektronisch übermitteln und ihn so entlasten.
Doch viele Wünsche blieben mangels durchgängiger Internet-Infrastruktur noch offen. So etwa ein elektronischer Medikationsplan, auf den Arzt und Apotheker Zugriff haben. Nach Weigeldts Ansicht gehört eher der elektronischen Patientenakte als der elektronischen Gesundheitskarte die Zukunft. Die letztere sei technologisch in die Jahre gekommen. Die Akte soll alle relevanten Gesundheitsdaten enthalten und ähnlich wie beim Online-Banking für Patienten und Ärzte einsehbar sein.
Allerdings fehlten hier noch klar definierte Vorgaben, wie diese konkret aussehen soll, bemängelte Weigeldt. »Wir brauchen bei der Patientenakte endlich eine praxistaugliche Lösung, mit der wir Ärzte dann auch vernünftig arbeiten können. Bisher erleben wir hier vor allem Kompetenzgerangel zwischen einigen ärztlichen Organisationen und den Krankenkassen.« Entlastung verspreche er sich bei der Verordnung von Hilfsmitteln: »Heute entsteht für jedes zu ersetzende Rollatorrad ein Papierkrieg zwischen Arzt und Krankenkasse.«
Zur Fernbehandlung von Patienten, die der Arzt noch nie persönlich kennen gelernt habe, äußerte Weigeldt sich skeptisch. »Die fünf Sinne sind bei der Diagnose immer noch wichtig. Es stellt sich auch die Frage der Haftung, wenn der Arzt etwas übersehen hat.« Letztlich bringe diese Form der Behandlung nicht zwangsläufig eine Zeitersparnis. »Das wird kein Massenphänomen, auch weil viele Patienten auf den persönlichen Kontakt nicht verzichten wollen.« Im Südwesten läuft im April ein solcher telemedizinscher Modellversuch mit Ferndiagnose in Stuttgart und Tuttlingen an.