STUTTGART. »Ich freue mich natürlich, dass ich eine Runde weiter bin, auch wenn man so absolut nicht weiterkommen möchte. Das ist mega schade.« Die Metzingerin Laura Siegemund zog beim hochkarätig besetzten Damen-Tennisturnier in Stuttgart ins Viertelfinale ein. Ihre Gegnerin, die Weltranglisten-Fünfte Maria Sakkari aus Griechenland, gab nach Laura Siegemunds beherzt erspielter 6:4, 3:1-Führung auf. Laut der Profispielerinnen-Vereinigung WTA wurde Maria Sakkari von schmerzhaften Magenproblemen geplagt.
Bis zu diesem vorzeitigen Matchabbruch hatte Laura Siegemund gegen die Favoritin aus Athen aber wie schon am Vortag gegen die Slowenin Tamara Zidansek mit ihrer variablen und klugen Spielweise und ihrem absoluten Siegeswillen dominiert. Dazu brachte sie – selbst wieselflink auf den Beinen – mit ihren immer wieder eingestreuten Stopps ihre Kontrahentin aus dem Rhythmus. »Ich finde, ich habe gut gespielt. Das war ein echt gutes Niveau. Ich war sehr offensiv und habe, bis der Physio auf den Platz kam, nicht gespürt, dass mit ihr was ist«, sagte die 34 Jahre alte Metzingerin später. »Ich kann mehr als zufrieden mit mir sein. Das geht leider ein bisschen unter, wenn man dann so weiterkommt.«
Mit dem zweiten Sieg bei ihrem Heimturnier, bei dem sie 2016 ins Finale eingezogen war und das sie 2017 gewonnen hatte, flammt zugleich die Hoffnung auf, wieder einen Coup landen zu können. In der Runde der letzten Acht trifft sie heute auf die ungesetzte Russin Ludmila Samsonowa. Die in Italien lebende 23-Jährige hatte überraschend mit 6:4, 6:4 die Nummer sieben der Welt, Karolina Pliskova aus Tschechien, besiegt.
»Ich mag dieses Turnier, die Stimmung, die Arena und ich bewege mich einfach gut und natürlich auf diesem Sandbelag hier. Aber ich bin fünf Jahre älter geworden«, relativierte Siegemund jedoch Gedanken an einen erneuten Finaleinzug. »Das wäre vermessen.« Auf ihre verblüffende Fitness angesprochen meinte sie nur: »Ich habe nach meiner Knie-OP, bis ich wieder laufen durfte, viel auch Oberkörpertraining gemacht. Wenn man so viel macht, ist es ja auch schön, wenn man es sieht.«
Grundsätzlich gehe es ihr nach der sechsmonatigen Rehapause jetzt als Einzelspielerin vornehmlich darum, »richtig in die Saison reinzuwachsen und langfristig wieder Vertrauen in ihren Körper und ihr eigenes Spiel aufzubauen«.
Dieses Vertrauen in sich besitzt die Weltranglisten-Vierte Aryna Sabalenka aus Minsk. Die 23-Jährige bezwang in einem hochklassigen Match die aggressiv attackierende Kanadierin Bianca Andreescu mit 6:1, 3:6, 6:2. Ebenfalls packend und spannend beharkten sich auf einem Top-Level die Weltranglisten-Dritte Paula Badosa aus Spanien und die Kasachin Elena Rybakina, bis der 6:2, 6:4, 7:6 (7:4)-Sieg der 24-Jährigen aus Barcelona feststand. »Das war ein hartes erstes Match für mich. Ich glaube, es hat mir geholfen, dass ich wegen meines Freiloses in der ersten Runde ausgeruhter als Elena war.«
Dagegen war im Achtelfinale am späten Donnerstagabend für die als Lucky Loserin ins Hauptfeld gerutschte Tamara Korpatsch aus Hamburg Schluss. Die 27-Jährige nahm dem 19 Jahre alten britischen Shootingstar Emma Raducanu zwar einen Satz ab, musste sich aber der jungen US-Open-Siegerin mit 0:6, 6:2, 1:6 geschlagen geben. »Mal schaun, was hier noch alles passiert«, sagte danach die hochgelobte Raducanu mit einem schelmischen Blick aufs heutige Viertelfinale gegen die Topfavoritin Iga Swiatek. (GEA)