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Gutachten: Atom-Endlagersuche mindestens 43 Jahre länger

Mit dem Atomausstieg ist es nicht vorbei. Es fehlt immer noch ein Ort, an dem der hochradioaktive Müll gelagert werden soll, der in Jahrzehnten angefallen ist. Die Suche könnte noch sehr lange dauern.

Atommüll Zwischenlager Ahaus
Hochradioaktiver Müll strahlt Hunderttausende Jahre. Ein Endlager soll deshalb laut Standortauswahlgesetz auf eine Million Jahre angelegt sein. (Archivbild) Foto: Guido Kirchner/DPA
Hochradioaktiver Müll strahlt Hunderttausende Jahre. Ein Endlager soll deshalb laut Standortauswahlgesetz auf eine Million Jahre angelegt sein. (Archivbild)
Foto: Guido Kirchner/DPA

Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll in Deutschland könnte einem Gutachten des Freiburger Öko-Instituts zufolge mehr als 40 Jahre länger dauern als ursprünglich geplant. Der Deutschlandfunk berichtete zuerst über das Papier im Auftrag des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Unter idealen Bedingungen sei mit einer Standortentscheidung frühestens im Jahr 2074 zu rechnen, heißt es darin.

Ministerium: Verzögerung nicht neu

Das Bundesumweltministerium teilte in Berlin mit, die Endlagersuche sei ein »wissenschaftsbasiertes, transparentes sowie lernendes Verfahren, dessen Ansprüche darauf ausgerichtet sind, denjenigen Standort zu finden, der die bestmögliche Sicherheit für einen Zeitraum von einer Million Jahren gewährleistet«. Dass dieses Verfahren nicht bis 2031 abgeschlossen werden könne, sei seit längerem bekannt.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke zufolge bildet das Gutachten die jüngsten Fortschritte nicht ab. »Diese Studie hat nicht alle aktuellen Informationen und Fakten einbeziehen können, weil wir in den letzten Monaten eine Entwicklung hatten, die dynamisch ist«, sagte die Grünen-Politikerin der ARD. »Für mich bleibt das Petitum, dass wir so schnell wie möglich ein Endlager finden müssen, das so sicher wie möglich ist – für uns und auch für die kommenden Generationen.«

Im November 2022 hatte das Ministerium mitgeteilt, dass der ursprüngliche Zeitplan bis 2031 nicht zu halten sein wird. Kurze Zeit später waren Unterlagen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) öffentlich geworden, wonach sich die Suche bis 2046 oder in einem anderen Szenario sogar bis 2068 hinziehen könnte. Eine Ministeriumssprecherin wollte sich auf Nachfrage zu konkreten Zeiträumen nicht äußern.

Kernkraftwerk Isar 2
Das Kernkraftwerk Isar 2 wurde im April 2023 als eines der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. (Archivbild) Foto: Armin Weigel/DPA
Das Kernkraftwerk Isar 2 wurde im April 2023 als eines der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. (Archivbild)
Foto: Armin Weigel/DPA

Bei der Endlagersuche geht es um einen Ort in der Tiefe zur dauerhaften Lagerung von 27.000 Kubikmetern hochradioaktiven Mülls (1.750 sogenannte Castor-Behälter) aus mehr als 60 Jahren Atomkraft in Deutschland. Das sind laut BASE fünf Prozent der radioaktiven Abfälle in Deutschland, die aber rund 99 Prozent der gesamten Radioaktivität aller Abfälle enthalten. Aufbewahrt wird der Müll aktuell in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern.

Komplizierte Suche

Die Suche ist kompliziert. Niemand möchte ein Endlager in seiner Nähe haben und es soll ein Ort gefunden werden, der für eine Million Jahre sicher ist. In einem Standortauswahlgesetz wurde deshalb ein mehrstufiges, langfristiges Suchverfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit festgelegt. 

Ausgegangen wird dabei laut BASE von einer »weißen Landkarte«, die alle Bundesländer einbezieht. In den Blick genommen wird bei der Suche neben den Gesteinsschichten unter anderem auch die Erdbebengefahr. In dem Gesetz wurde festgelegt, dass eine Standortentscheidung im Jahr 2031 angestrebt wird. Ab 2050 sollte das Endlager in Betrieb genommen werden.

© dpa-infocom, dpa:240807-930-196768/2