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Großer Andrang bei Stimmabgabe zur Stichwahl in Türkei

Bei der Wahl zum türkischen Präsidenten geht es um die Entscheidung. Und viele Türken in Baden-Württemberg wollen ihr Recht wahrnehmen und diese Entscheidung ein kleines bisschen beeinflussen. Der Andrang vor den Wahllokalen in Stuttgart und Karlsruhe war zum Auftakt groß.

Stichwahl in Türkei - Wähler in Stuttgart
Eine lange Warteschlange hat sich vor dem Wahllokal in Zuffenhausen gebildet. Foto: Andreas Rosar
Eine lange Warteschlange hat sich vor dem Wahllokal in Zuffenhausen gebildet.
Foto: Andreas Rosar

Die Stimmabgabe für die Stichwahl um das türkische Präsidentenamt hat in Deutschland begonnen. Auch in Baden-Württemberg haben bereits am Samstag zahlreiche Menschen ihre Stimme abgegeben. Hunderte reihten sich in die lange Schlange vor dem Wahllokal im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen ein, auch in Karlsruhe mussten Wählende teils mehrere Stunden lange warten. Es sind zwei von mehreren Standorten in Deutschland, an denen türkische Staatsangehörige über den künftigen türkischen Präsidenten abstimmen können. Zwischenfälle gab es nach Polizeiangaben nicht.

Bis zum 24. Mai sind die 1,5 Millionen Wahlberechtigten in ganz Deutschland dazu aufgerufen, sich an den Urnen zwischen dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu von der CHP zu entscheiden. Erdogan gilt vor der zweiten Runde im Inland wie im Ausland als Favorit, nachdem er die absolute Mehrheit in der ersten Runde am 14. Mai nur knapp verpasst hat.

Sein Vorsprung liegt auch an den Stimmen aus Deutschland: Beim ersten Wahlgang ging von insgesamt 3,4 Millionen wahlberechtigten Auslandstürken zwar nur etwa die Hälfte zur Wahl. 57,7 Prozent davon stimmten aber für den amtierenden Staatschef. Kilicdaroglu kam auf knapp 40 Prozent der Stimmen. Auch in Deutschland gab nur etwa jeder zweite Wahlberechtigte seine Stimme ab, 65 Prozent davon aber für Erdogan nach vorläufigen Zahlen. Bei den nun anstehenden Wahlen erwarten Beobachter ein ähnliches Wahlverhalten der Wähler im Ausland. Die meisten der türkischen Auslandswähler leben in Deutschland.

Herausforderer Kilicdaroglu rief die Auslandstürken eindringlich zur Wahlbeteiligung auf. Die Stimme für die Stichwahl abzugeben, sei »nationale Pflicht« für die Bürger, wo immer sie auf der Welt seien, sagte Kemal in einer auf Twitter veröffentlichten Ansprache am Freitagabend.

Für die Türkei ist es die erste Stichwahl über die Präsidentschaft in ihrer Geschichte. Im Inland sind rund 61 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen. Dazu kommen rund 3,4 Millionen im Ausland lebende Wahlberechtigte. In Baden-Württemberg leben laut Statistischem Landesamt etwa 246.185 wahlberechtigte Türken und Türkinnen.

Türken im Ausland konnten erstmals 2014 in eigens dafür eingerichteten Wahllokalen abstimmen. Die Regelung geht auf Erdogan zurück. Sie sei eine der systematischen Maßnahmen des heutigen Staatschefs, die auf Migranten aus der Türkei und ihre im Ausland geborenen Kinder abzielen, schreibt Sinem Adar für die Stiftung Wissenschaft und Politik. Anders als die Opposition mache Erdogan Politik für die Türken im Ausland, was sich an der Wahlurne für ihn auszahle. In der Türkei wird die Möglichkeit der Wahl an der Urne im Ausland immer wieder kritisiert, besonders von Oppositionellen.

© dpa-infocom, dpa:230520-99-762179/4