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Grüße an Oma Ingrid: Ulms Basketball-Sause über mehrere Tage

Die Spontan-Party in der Arena ist für Ulm nur der Anfang für ein ganz langes Wochenende. Auch am Tag nach dem Titelgewinn herrscht für die Titelhelden gewaltiger Trubel.

ratiopharm Ulm
Ulms Trainer Anton Gavel (r) und Sportdirektor Thorsten Leibenath halten den Meisterpoikal. Foto: Stefan Puchner
Ulms Trainer Anton Gavel (r) und Sportdirektor Thorsten Leibenath halten den Meisterpoikal.
Foto: Stefan Puchner

Zwei durchgefeierte Nächte, ein großer Empfang und ein triumphaler Zug durch eine Stadt ganz in orange: Ratiopharm Ulm hat seine Party nach dem erstmaligen Gewinn der deutschen Basketball-Meisterschaft gar nicht mehr eingestellt. Tausende begeisterte Fans begrüßten die Profis von Trainer Anton Gavel am Samstag auf dem Münsterplatz.

Das Ende einer wilden Partynacht mit Champagner und Zigarren, bei der der silberne Pokal im Bett von Vereinsboss Thomas Stoll endete, war da schon zwölf Stunden her. Nach jahrzehntelanger Aufbauarbeit hat der Club die ersehnte erste Meisterkrönung ausgiebig zelebriert und den größten Triumph der Vereinhistorie dem kurz vor dem Finale gestorbenen Betreuer Andi Klee, der Kutscher genannt wurde, gewidmet. »Grüße auf die Wolke. KUTSCHER wir haben den Titel. Lass es dort oben ordentlich krachen«, schrieb Stoll, der mit der Schlusssirene beim 74:70 gegen die Telekom Baskets Bonn zu weinen begann.

Danach begann vor 6000 begeisterten Fans sofort die Party. Mit dem bei Meisterschaften üblichen Konfettiregen begnügten sich die Spieler und Verantwortlichen nicht: Finalheld Yago dos Santos und seine Kollegen genossen noch auf dem Feld ein ganzes Set an Zigarren und verwüsteten feierlich das Parkett in der Arena. »Das wird ein Wochenende, was nicht so leicht zu vergessen sein wird. Ich hoffe, dass ich mich noch an ein paar Sachen erinnern kann, denn es wird viel Alkohol fließen«, sagte Sportdirektor Thorsten Leibenath der Deutschen Presse-Agentur.

Clubboss Stoll und Leibenath sind die Architekten des Erfolgs, den Trainer Gavel direkt in seiner ersten Saison möglich gemacht hat. »Wir sind unglaublich glücklich. Als Siebter den Ersten, Zweiten und Dritten rausgeschmissen zu haben. Die Jungs haben über die gesamten Playoffs unglaubliches Herz und dicke Eier gezeigt«, sagte Gavel, der als Profi fünf Meisterschaften mit Bamberg und Bayern feierte. Doch dieser Erfolg stach heraus. »Das ist enorm und besonders, es ist mein erster Titel als Coach. Damit hat keiner gerechnet«, stellte der 38-Jährige klar.

Die Krönung nach zahlreichen erfolglosen Anläufen kam quasi aus dem Nichts. Ulm startete nach vielen Problemen als Außenseiter - und bezwang dann erst den entthronten Meister Alba Berlin, dann Pokalsieger Bayern und nun Champions-League-Sieger Bonn. »Das gab es noch nie und ich glaube auch nicht, dass es das nochmal geben wird«, sagte Stoll. Der Funktionär veröffentlichte am frühen Samstagmorgen eine ganze Serie an Fotos mit der Silbertrophäe: Angeschnallt auf dem Beifahrersitz, auf dem Küchentisch, auf dem Nachttisch - und zum Abschluss im Bett, in den Armen Stolls.

Der Ulmer Erfolg entstand weder durch internationale Stars wie Bonns T.J. Shorts noch durch namhafte deutsche Nationalspieler. Robin Christen und Karim Jallow spielen in den Überlegungen von Bundestrainer Gordon Herbert keine große Rolle, waren beim famosen Titellauf der Ulmer aber elementar wichtig. Der völlig gelöste Jallow musste im TV-Interview am Freitagabend noch einen besonderen Gruß loswerden: »Oma Ingrid, du bist gerade im Urlaub an der Ostsee. Du hast jedes Spiel geschaut, hast mir vor jedem Spiel geschrieben. Und jetzt genieß' weiter deinen Urlaub.«

Für die Liga war der leidenschaftliche Kampf zwischen titelhungrigen Bonnern und Ulmern eine wohltuende Abwechslung zum Dauerduell Alba gegen Bayern. Bonns Traumsaison mit Champions-League-Titel und vor dem Endspiel 38 Siegen aus 40 Bundesliga-Partien blieb ungekrönt. »Es ist eine verdiente Meisterschaft. Sie haben die drei besten Mannschaften geschlagen, das ist etwas Einzigartiges«, räumte Bonns Trainer Tuomas Iisalo ein. 

Der finnische Erfolgstrainer und der im Finale stets ausgepfiffene Spielmacher Shorts dürften Bonn im Sommer verlassen. Doch so weit wollte Iisalo noch nicht denken. »Wir nehmen die Busse zum Hotel. Dann trinke ich zwei, drei oder vier Bier. Das ist meine Zukunft momentan«, sagte der Coach.

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