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GEW fordert mehr Geld für Schulsozialarbeit

An sie können sich Schülerinnen und Schüler wenden, wenn sie Hilfe brauchen, für Lehrkräfte ist das eine Entlastung. Trotzdem gibt es noch nicht an allen Schulen im Land Schulsozialarbeiter, kritisiert die GEW - und fordert mehr finanzielles Engagement vom Land.

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Ein Teilnehmer der Demonstration der GEW trägt ein Leibchen mit dem GEW-Logo. Foto: Christophe Gateau/DPA
Ein Teilnehmer der Demonstration der GEW trägt ein Leibchen mit dem GEW-Logo.
Foto: Christophe Gateau/DPA

Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert vom Land mehr Geld zur Förderung der Schulsozialarbeit. Die Landesregierung müsse wieder zur vereinbarten Drittelfinanzierung zurückkehren, forderte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein am Mittwoch in Stuttgart. Die Kommunen erhielten derzeit pro Stelle einen jährlichen Festbetrag von 16.700 Euro. Wegen Tariferhöhungen und Kostensteigerungen entspreche das nicht mehr der Drittelfinanzierung. »Eine solche Drittelfinanzierung läge laut Berechnung des Städtetags bei 22.000 Euro pro Stelle«, sagte Stein.

Das Land übernimmt nach Angaben des Sozialministeriums seit 2012 ein Drittel der Kosten für die Schulsozialarbeit. Zuständig sind dafür eigentlich die Schulträger, also meist die Kommunen.

Schulsozialarbeit könne dazu beitragen, Bildungsungerechtigkeiten und Armutslagen entgegenzuwirken, sagte Stein. Zudem entlasteten Schulsozialarbeiter auch die Lehrkräfte. »Diese Entlastung von Lehrkräften macht sich im Alltag tagtäglich bemerkbar, weil Schülerinnen und Schüler in schwierigen Lebenslagen und in unseren Multi-Krisen durch Schulsozialarbeit eng begleitet, niederschwellig erreicht und damit massiv unterstützt werden«, sagte Stein.

Die Schulsozialarbeit müsse deswegen flächendeckend ausgebaut werden, forderte die GEW-Vorsitzende. Zwar gebe es an den meisten Haupt-, Real-, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien bereits Schulsozialarbeiter. Aber nur an gut 55 Prozent der Grundschulen. Insgesamt gab es laut GEW im Jahr 2022 im Südwesten rund 1900 Stellen für Schulsozialarbeiter, verteilt auf rund 2800 Personen. Im Jahr 2012 hatte es nur 829 Stellen gegeben.

Sozialminister Manne Lucha (Grüne) sprach von einem großen Erfolg, dass an knapp 70 Prozent der Schulen im Land Schulsozialarbeit zum Alltag gehöre. Damit gehöre Baden-Württemberg im Bundesvergleich zur Spitzengruppe. Seit 2012 habe sich die finanzielle Förderung des Landes mehr als verdoppelt. »Im Jahr 2024 wird das Land die Schulsozialarbeit an öffentlichen Schulen, wohlgemerkt eine weisungsfreie Pflichtaufgabe der Kommunen, freiwillig mit bis zu 40 Millionen Euro fördern«, sagte Lucha.

Durch zusätzliche Mittel habe das Land in den vergangenen beiden Schuljahren die pauschale Förderung je Vollzeitstelle auf 17.800 und 19.600 Euro erhöht. Nach dem Auslaufen des Sonderprogramms liege die Förderung nun wieder bei 16.700 Euro pro Jahr.

Unterstützung bekommt die GEW von der SPD-Fraktion im Landtag. Schulsozialarbeit sei ein notwendiger Bestandteil einer modernen Schule, sagte die sozialpolitische Sprecherin Dorothea Kliche-Behnke. »Es muss garantiert sein, dass auf lange Sicht jede Schule Schulsozialarbeit in Anspruch nehmen kann«, sagte die SPD-Abgeordnete. Völlig anders sieht das die AfD. Deren bildungspolitischer Sprecher Rainer Balzer warf der GEW falsche Prioritäten vor. »Was wir brauchen, ist bessere Sprachfrühförderung, mehr Lehrer sowie weniger Bürokratie und Ideologie in den Schulen«, sagte Balzer. Schulsozialarbeit löse keine Bildungsprobleme.

Schulsozialarbeiter würden zudem immer wieder als Assistenz für die stark belasteten Schulen gesehen. »Gerade junge Sozialarbeitende, die neu im Arbeitsfeld ankommen, laufen Gefahr, hier und dort «einzuspringen» und für schulische Aufgaben, wie beispielsweise der Kompensierung von Unterrichtsausfall und der Realisierung der Bildungspläne vereinnahmt zu werden«, kritisierte Stein. Das sei aber nicht die Aufgabe der Schulsozialarbeit.

© dpa-infocom, dpa:231206-99-200087/3